Die Liebscher-Saga

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Die Liebscher-Saga ist die Geschichte des Akademiker-Stamms unter meinen Vorfahren – oder bescheidener ausgedrückt: des Lehrer – und Pfarrerstamms. Doch gibt es unter den Verwandten dieser Lehrer und Pfarrer auch Ärzte und Verwaltungsjuristen. Damit hebt sich die Familie Liebscher von sechs der andern Urgroßeltern-Stämme ab: von den Windmüllern Liebert und Saur, von den Kaufleuten und Angestellten Eberhardt und Ehlert und von den Handwerkerstämmen Allendorf und Behn. Ein Arzt kommt bei den Behns im 19. Jahrhundert vor. Die von Merings weisen in unserer Vorfahrenlinie vor unserem Vater nur drei Universitätsabsolventen auf.

Selbstverständlich bleibt auch beim Liebscher-Stamm die Grundlage das Handwerk. Der erste nachweisliche Vorfahr mit diesem Namen ist Sattler "aus Hermsdorf" oder "aus Mondendorf". Er heiratet in Dippoldiswalde bei Dresden die Tochter seines Meisters namens Bercht und zieht mit ihr nach Geising am Erzgebirge. Dort hat er Arbeit genug, denn der Bergbau braucht Schurzleder, Eimer und Riemen. Er bekommt viele Kinder. Seine erste Frau Anna Elisabeth stirbt, er heiratet ein zweites Mal. Die Frau heißt Maria Schelle. Sie gehört wohl zu der Familie in Geising, aus der der Thomaskantor Johann Schelle hervorgeht. Dadurch liegt nahe, dass ein Liebschersohn Kantor und Lehrer werden will. Er wird unser Vorfahr.

Damit hat er die erste Hürde zum Bildungssektor genommen, obwohl auch der Schuldienerberuf damals ein Handwerk ist. Die Frauen der Lehrer Liebscher sind überwiegend Lehrerstöchter. Die zweite Hürde nimmt Benjamin Liebscher 1787, als er eine Pfarrerstochter heiratet und später selber Pfarrer wird. Erst Pfarrer brauchten eine Universitätsbildung. Damit gewinnt unser Stamm über die Mutterlinie der Pfarrerstochter Ramdohr Anschluss an Familien, die schon seit mehreren Generationen Universitätsausbildung genossen.

Sechzehn Pfarrer sind Vorfahren unseres Vaters. Sehr oft ist der Sohn einer Pfarrerstochter der nächste Pfarrer. Neben dem Streben nach Bildung fällt am Liebscherstamm eine ausgesprochene Neigung zu Ehe und Familie auf. Die Liebschers bejahten im Glauben die Lebensordnung. Sie hatten oft zahlreiche Kinder. Auch Langlebigkeit gibt es häufig in diesem Stamm. Weil sie zu den Honoratioren gehörten, als Pfarrer sogar selbst Einfluss auf das Kirchenbuch nehmen konnten, lassen sich die Liebschers gut erforschen. Das liegt natürlich auch an der idealen Quellenlage in Mitteldeutschland. Sehr viele Kirchenbücher sind erhalten, Stadt- und Kirchenarchive sind zugänglich und sie reichen im Land der Reformation weit zurück. Als Folge davon ist die Liste der Familiennamen am längsten von allen meinen Stämmen. Und manche dieser Namen sind schon von anderen Genealogen erforscht.

Die Spitzenahnen meiner Urgroßmutter Johanna Liebscher sind