Am 7. August 1816 wird Franz Joseph Caspar von Mering, damals unter dem Namen Franz Mering, in Speyer verhaftet. Ob man ihn aus seiner Wohnung in der Wormser Str. Nr. 249 im Gelben Viertel, vor den Augen seiner 6 Kinder, gefangen nahm - oder eher von der Landstraße abführte, wo er als Chausseebereiter in Uniform und bewaffnet Dienst tat, ist nicht überliefert. Er wird verhaftet und im Altpörtel, dem damaligen Gefängnis, eingesetzt.
Der Staat, der ihn in Untersuchungshaft nahm, war das Königreich Bayern. Seit dem 14. April gehörte die ehemalige Kurpfalz, das linksrheinische Gebiet, endgültig zu Bayern. Das war eine Folge des Wiener Kongresses. Für den Häftling Mering bedeutete es eine Verlängerung der Haft. Denn am 1. August 1816 wurde das für die bayerische Pfalz zuständige Appellationsgericht von Kaiserslautern nach Zweibrücken verlegt. Dieser Umzug verzögerte die Beweisaufnahme.
Oft raten mir interessierte Freundinnen, die Biographien bekannter oder gar berühmter Frauen heranzuziehen, wenn ich über meine Vorfahrinnen schreiben will. Da finde man so vieles über den Alltag von Frauen der damaligen Zeit, z. B. über Frauen um 1800 gebe es eine Menge in Carola Sterns lesenswerten Lebensbildern der Dorothea Schlegel oder der Rahel von Varnhagen.
Aber meine Vorfahrin Anna Maria Ziemer ist 1773 nicht in Berlin oder Göttingen geboren, sondern in Kirchheimbolanden in der Pfalz, nicht als Tochter eines gebildeten Kaufmanns oder gar eines Professors, sondern als Tochter eines Beständers, das heißt, des Pächters eines städtischen Bauerngutes, und sie wurde nicht in der Welt des liberalen Judentums oder im Umkreis einer Universität erzogen, sondern in einer kleinen Residenzstadt. Wie weit können Zeitgenossen voneinander entfernt sein! Dass sie kein Genie war, bleibt da noch unberücksichtigt.
Jean Pierre Henry (19.10.1772 in Luttange/Lothringen geboren, verschollen in den Napoleonischen Kriegen)
„Wahrscheinlich werde ich nie wissen, wer er wirklich war,“ habe ich 1999 über meinen Vorfahren Pierre Henry geschrieben.
Damals hatte ich alle meine Möglichkeiten erschöpft, etwas über seinen Geburtsort zu erfahren. Im standesamtlichen Protokoll seiner Heirat von 1802 aus Saarlouis war als Geburtsort „Kirche“ angegeben im „Département de la Moselle“, als Wohnort seiner Mutter sogar „Commune de Kirche“. Aber wo sollte ich diese „Gemeinde Kirche“ lokalisieren? Kirsch-les-Sierck, wie mir die Saarländer Genealogen rieten, war es nicht. In den Archives Départementales in Metz las ich das Kirchenbuch – aber dort fand sich in den entsprechenden Jahren keine Familie Henry und keine Dupont. Natürlich hatte ich den Verdacht, dass „Kirche“ der Ortsteil einer Gemeinde gewesen sein müsste – aber wie kann man nach einem Ortsteil suchen, der einen so häufig vorkommenden Namen hat?