Johann Friedrich Mering, Zöllner in Andernach - Johann Friedrich von Mering

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Johann Friedrich von Mering

Am meisten aber fällt mir auf, dass er sich „von Mering“ unterschreibt, während er bis 1746 die Zollabrechnungen mit „Mering“ zeichnet. Es sieht aus, als gebe es zwei getrennte Bereiche des Gebrauchs: im Kirchenbuch und im Grabstellenbuch der Franziskaner wird er immer „de“ oder „von“ genannt, wenn es um die Familien-Stiftung geht und später bei Grundstückskäufen nennt er sich selbst „von Mering“. Beruflich, seinem Herrn, dem Erzbischof gegenüber, bleibt er Johann Friederich Mering, Zöllner.1738 stirbt Matthias Rübsam, der findige Mann, im Alter von 76 Jahren. Sein Leben lohnt eine eigene Darstellung. Zwei seiner Töchter überleben ihn: Maria Gertrude de Mering und die Nonne Maria Theresia im Kloster Niederwerth[51]. Die ledige Tochter Anna Catharina ist schon 1730, die Frau Caspar Paffraths 1736 gestorben. Friederich von Merings Nachkommen sind zusammen mit den Kindern Paffrath die Erben des großen Rübsamschen Vermögens. Er selbst ist Nachfolger des Schwiegervaters als Syndicus Apostolicus bei den Franziskanern. Allerdings ist er auch zusammen mit seinem Schwager Erbe des seit Jahren schwelenden Prozesses zwischen Rübsam und dessen Neffen Linards in Mayen. Erst 1746 können die beiden Schwäger diesen komplizierten Rechtsstreit beenden[52].  Hat vorher Matthias Rübsam Grundstücke gekauft, so kauft von nun an Johann Friederich von Mering Land auf: Wiesen und Weinberge. Er erneuert Pachtverträge. Eine Begehung von Grundstücken mit einem dazu vereidigten Katasterbeamten ist unter den Akten der Hospitalsstiftung aufbewahrt. Die Einnahmen des Rheinzolls sind zu seiner Zeit numerisch gestiegen – wie es mit der wirtschaftlichen Entwicklung steht, kann ich daraus nicht ableiten. Noch fehlt die „umfassende Untersuchung über die Rheinzölle“, wie schon 1948 Max Braubach beklagt hat[53]. Immerhin ist Frieden im Lande. Andernach erholt sich langsam von den Zerstörungen im 17. Jahrhundert. Die wunderschönen Schlossbauten des Kurfürsten Clemens August in Brühl und Bonn verbreiten Optimismus. Die Titel und Ehrenämter geben meinem Vorfahren Gewicht unter seinesgleichen. Darf ich mir also Johann Friederich Mering, Zöllner, um 1740 als stattlichen kurfürstlichen Hofrat in Perücke und mit Bordüren geschmücktem Rock vorstellen, in den hohen Stiefeln eines Beamten, der oft am Wasser zu tun hat, die feinen ledernen Handschuhe in der beringten Hand, umgeben von seinen Söhnen Henrich Matthias, elf, Franz Caspar, sieben und Matthias Melchior, 5 Jahre alt? Und Maria Gertrude Rübsam, genannt de Mering, im Sessel daneben, im Samt- oder Atlaskleid über dem schon schweren Leib, in der seidenen Haube, mit echten Spitzen an den Handgelenken? Beider Wangen sind voll und leicht gerötet, wahrscheinlich isst und trinkt das Paar mit barocker Lebensfreude. Sie sind wohlhabend, gesellschaftlich integriert, vielleicht sogar beliebt. Sie werden beide am Schlag sterben, Friederich, wie wir lasen, 1754, Maria Gertrude schon 1745, apoplexiâ tacta[54]. Sie werden das wertvolle Stadthaus mit der Wappen geschmückten Pforte, die schönen Weinberge und Wiesen, die Einnahmen aus den Hofgütern in Ochtendung, Welling, Rübenach und Mayen und die Barzahlungen aus dem Fideikommiss des Domherrn ihren drei Söhnen hinterlassen, die beim Tod des Vaters 25, 21 und 19 Jahre alt sind. Henrich, Franz und Matthias sind sehr verschieden – und sehr verschieden werden die Erben von Friederich Mering, Zöllner in Andernach, mit ihren Chancen umgehen.



[1] Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 110 Test. 3/ M 240.

[2] Janssen/Lohmann: Der Weltklerus in den Kölner Erzbistumsprotokollen 1661 – 1825, Köln 1935/36.

[3] Bis heute wird der Name Mering von Schreibern stets falsch geschrieben, alle geborenen Merings unserer Familie schrieben sich selbst konsequent ohne H!

[4] Dr. Theodor Mering, der Vater der drei Brüder, war nach den Kölner Genealogen zweimal verheiratet. Seiner 1. Ehe mit Catharina Linden aus Wipperfürth entstammte der Domherr Henrich II, der zweiten Ehe mit Margarethe von Gruting, Grundtinger oder Kruntunger Tilman Theodor und Friderich.

[5] Ich verdanke sie den Familienforschungen von Gerhard von Mering.

[6] Kölner Matrikel von 1559 – 1797, Register I – Z, Bd. 8, Düsseldorf 1981: 1702, Nr. 780, 375 ex gymnasio florentissimo Laurentiano logici 77 divites 8.  Joh. Frid. Meringh, Col.

[7] Generalvikariatsprotokoll vom 19. 9. 1713: Dispens vom Aufgebot wird gewährt, die Heirat folgt dann in der Regel bald.

[8] Kirchenbuch von St. Maria Ablaß, Köln, Taufen 1714.

[9] Die genealogisch-heraldische Sammlung des Kanonikus Joh. Gabriel von der Ketten in Köln, hrsg. von Herbert Schleicher, Bd. III, Köln 1985, S. 564. Die Nonne Maria Theresia de Mering im Mauritiuskloster wird noch 1735 im Testament ihres Onkels Heinrich bedacht.

[10] Alphons Freiherr von Wrede, Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, II. Bd, Wien 1898, S. 204f.

[11] Alphons Freiherr von Wrede, Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, II. Bd, Wien 1898, S. 205.

[12] Alphons Freiherr von Wrede, Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, II. Bd, Wien 1898, S. 205.

[13] Alfred Arneth, Prinz Eugen von Savoyen, Bd. 2, Gera 1888, S. 400 ff.

[14] Ferdinand von Soltau, Ein Hundert Deutsche Historische Volkslieder, Leipzig 1845.

[15] Alphons Freiherr von Wrede, Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, II. Bd, Wien 1898, S. 205.

[16] Wendung, die Tilman Theodor gebraucht, als er den älteren Bruder Henrich zum Universalerben einsetzt.

[17] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1545: Die auf dem Zoll zu Andernach stehenden Obligationen und darauf zu zahlenden Pensionen 1583 – 1777.

[18] Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 110, Test K 763, Gertrudt von Kreps.

[19] nach v. Stramberg, Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn, Rhein. Antiquarius Bd. III, 4), Coblenz 1857 soll als Zollgebäude das Rheintor gedient haben.

[20] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1558.

[21] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1560: Copia des Privilegs von 1346 vom 22. 7. 1729.

[22] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 2944, Abschrift vom 16. August 1712.

[23] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1544: 1731 beantworten die Zöllner von Andernach dem Fürstbischof die Frage nach dem Wert des Turnos damit, dass er ein Zwölftel der Zolleinnahme betrage.

[24] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1571.

[25] Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 110, Test 1/M 238.

[26] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1544: Schon 1717 wird zum ersten Mal das Ausbleiben des Turnos gerügt.

[27] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1544.

[28] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1649.

[29] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1452.

[30] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1557.

[31] Karl Spahn, Studien zur Geschichte des Rheinzolls, Bonn 1909, S. 31.

[32] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1557.

[33] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1552.

[34] Stadtarchiv Andernach, Kirchenbuch, Heiraten 1725.

[35] Karl-Heinz Reif, Bürger- und Familienbuch der Stadt Andernach 1600 – 1700, Andernach 1983: Bürgeraufnahme 1697: Rübsamen, Herr, (Matthias) er und seine Frau fremd.

[36] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1561.

[37] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1561: Jahresabrechnung 1741.

[38] Karl Spahn, Studien zur Geschichte des Rheinzolls, Bonn 1909, S. 32. Ich fand auf einer Rechnung meines Vorfahren, dass Schiffe, die Messegut führten, traditionell jedem Beamten ein Paket Lebkuchen schuldig waren.

[39] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 2372: 1. Juli 1702: Gegen 300 Reichstaler verkauft die Witwe des Joh. Adam die Hälfte ihres Wohnhauses in der Korngasse zwischen dem Ritter oben und der Sonne unten samt Hof, Stall und Garten an Matthias Rübsam und dessen Frau und Peter Nirtz und dessen Frau.

[40] Dass das Kleeblatt das Wappenzeichen der Artz ist, verdanke ich Herrn Dr. Manfred Huiskes vom Stadtarchiv Köln.

[41] Karl Wind, Andernach und die Familie von Mering, Manuskript, o. J. Stadtarchiv Andernach.

[42] Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Mayen, Düsseldorf 1941, S. 192.

[43] Anna Catharina Cüpers, verw. Weinras, gest. 1727 in Andernach, Aufgebotsdispens im Generalvikariatsprotokoll vom 10. 4. 1723.

[44] Stadtarchiv Andernach, Kirchenbuch: geb. 2. 12. 1704, gest. 2. 5. 1730 in Andernach.

[45] Johannes Schwab, Die Franziskanerkirche in Andernach als Begräbnisstätte vornehmer Andernacher Familien im 17. und 18. Jahrhundert in: Jahresbericht über das Gymnasium zu Andernach 1906 - 1907, S. 8f., Stadtarchiv Andernach.

[46] Stadtarchiv Andernach, Kirchenbuch 1730: unter den Paten für Matthias Henricus de Mering praenobilis domina Nuppeney praetorissa und 1731 unter den Paten für Maria Catharina de Mering praenobilis dominus Servatius Nuppeney praetor civitati et Scabinus, ebenso 1733 bei unserm Vorfahren Franz Caspar und 1735 bei Mathias Melchior de Mering.

[47] LHA Koblenz, Best. 2 Nr. 1437.

[48] Habebunt insuper ex fructibus massae haereditariae … ratione cujuslibet filiy, qui octo annorum aetatem attigerit, 66 duo (sexaginta sex) imperiales et 52 albos et ratione cujuslibet filiy, qui studia humaniora et philosophia frequenta verit centum imperiales, et ratione cujuslibet filiy, qui Theologiae, aut juris civilis studuerit 250 (duocentum et quinquaginta) imperiales, ut expensas tunc necessarias eo facilius subministrare possint.

Exinde habebunt insuper ratione cujuslibet filia, quam pro meliori educatione rerumque ipsis necessariarum doctrina in quodam Monasterio aut alias extra proprios lares sustentabunt 66 duo (sexaginta sex) imperiales et 52 albos.

[49] LHA Koblenz, Best. 612 Nr. 7316.

[50] Kirchenbuch von Andernach, Sterbeeintrag 2. Februar 1732.

[51] Sie ist noch 1759 Patin bei einem Großneffen in Andernach.

[52] LHA Koblenz, Best. 612 Nr. 3293.

[53] Rhein. Vierteljahrsblätter Heft 1 – 4, 1948, S. 79.

[54] Stadtarchiv Andernach, Kirchenbuch, Sterbeeinträge 1745.

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