Dr. Gustav Behn

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Zuerst veröffentlicht in: EKKEHARD, Familien-und regionalgeschichtliche Forschungen, Hallische Familienforscher "EKKEHARD" e.V. Neue Folge 19 (2012), Heft 4 und Neue Folge 20 (2013) Heft 1

Das Asyl Carlsfeld
In der Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie von 1865 befindet sich ein Artikel von Heinrich Laehr: Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands. Wie vollständig dieser Artikel alle Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands erfasst, kann ich nicht nachprüfen. Auf jeden Fall führt er die auf, für die ich mich interessiere: Carlsfeld bei Brehna. In dieser Heil- und Pflegeanstalt ist am 10. März 1866 mein Ururgroßvater Dr. Adolph Gustav Behn verstorben.

Die Beschreibung von Carlsfeld in der Allgemeinen Zeitschrift für Psychiatrie lautet:
„Asyl Carlsfeld. Privat-Irren-Heil- und Pflegeanstalt. Eigentümerin: Fr. Dr. Herm. Niemeyer. Direktor und alleiniger Arzt: Dr. med. Heinrich Böttger. – Vorgesetzt: die Königliche Regierung zu Merseburg. – Nächste Eisenbahnstation: Brehna an der Berlin-Anhalter Bahn, 10 Minuten entfernt. – Anzahl der Kranken am 1. Januar 1865: 14 (8 Männer und 6 Frauen); Zahl der Verpflegten im Jahre 1864: 40, es wurden neu aufgenommen: 25, entlassen: 24, gestorben: 2.“
Es folgt dann der Etat der Anstalt, Ausgaben und Investitionen. Danach fährt der Artikel fort:
„Von Dr. Heinrich Niemeyer1 gegründet, nicht zu Anstaltszwecken gebaut, sondern erst 1862 eingerichtet und mit Neubauten versehen.“ Dann folgt das Personal: 17 Personen, neun in der Pflege, ein Sekretär, die übrigen im Garten und in der Küche tätig.
Eine kleine feine Anstalt, nicht weit von Halle: ein Arzt, 17 Helfer, 14 Patienten. Nur wenn jemand entlassen wird, kann wieder jemand aufgenommen werden. 1864 sind zwei Patienten verstorben. Man muss wohl ergänzen: ungeheilt verstorben. So ist es auch 1866 bei meinem Vorfahren.
Der Sterbeeintrag im Kirchenbuch Brehna von 1866 lautet: „Herr Generalarzt Dr. Med. Gustav Behn aus Potsdam in der Krankenanstalt zu Carlsfeld, Evang. Conf., (Alter) unbekannt (Hinterbliebene) Gattin Frau Julie Behn, geb. Zelter u. 4 Kinder, 1 Tochter u. 3 Söhne, (Tag und Stunde des Todes) der zehnte März Nachm. 5 ¼ U. / d. 10. März, (Todesursache) Lungenlähmung, (angezeigt) d. P. d. S. durch den Arzt Dr. Boettger, Direktor der Krankenanstalt, (Tag des Begräbnisses) d. 13. März, Nachm. 5 Uhr, (Ort des Begräbnisses) Gottesacker, Mit Grabrede … Sup. Corting“.

Mir ist das Alter meines Vorfahren bekannt. Er wurde am 23. Dezember 1806 in Bromberg geboren, war also noch nicht einmal 60 Jahre alt.
Die Heilanstalt Carlsfeld wurde nicht zu Anstaltszwecken gebaut, erwähnt Laehr. H. Brühl aus Gütz erzählt ganz ausführlich die Geschichte des Hauses in seiner Broschüre von 1927: Das Knappschaftskrankenhaus Carlsfeld2. Die Gebäude waren ursprünglich eine Poststation an der geraden Landstraße von Bitterfeld nach Halle, erbaut um 1830 von Karl Vogel aus Brehna. Als um 1860 die Eisenbahn gebaut wurde, war die Zeit des Pferdewechsels vorbei. Das Gasthaus war nicht mehr rentabel. Dr. Heinrich Niemeyer aus Halle erwarb das Anwesen, um den abgelegenen Ort für Nervenkranke einzurichten. Er starb noch im selben Jahr und seine Witwe stellte als Direktor des ihr gehörenden Besitzes den Neurologen ein, der auch meinen Ururgroßvater behandelt hat: Dr. Heinrich Böttger. Er ist es auch, der dem Pfarrer von Brehna den Tod von Dr. Gustav Behn meldet.
Dr. Heinrich Böttger war kein Wald- und Wiesenarzt. Er veröffentlichte in wissenschaftlichen Zeitungen. Er fuhr nach Berlin, um auf medizinischen Kongressen über die Behandlung der Irren zu referieren. Es scheint, dass er Carlsfeld zu einer anerkannten Heilanstalt machen wollte. Und nur durch den guten Ruf des Arztes kann die Familie meines Ururgroßvaters oder die preußische Militärverwaltung in Berlin die Heilanstalt bei Brehna gefunden haben: die Behns hatten mit Halle vorher gar nichts zu tun! Wer den Aufenthalt in Carlsfeld bezahlt hat, ist mir nicht bekannt. Hat die Armee für den Berufssoldaten die Kosten getragen? Denn sicher war das Asyl nicht billig, geführt wie ein Hotel, exklusiv.
Leider weiß ich nicht, wie lange der Großvater meiner Großmutter sich in Carlsfeld aufhielt. Das Krankenbuchlager in Berlin konnte mir über den Zeitpunkt von Gustav Behns Entfernung aus dem Dienst keine Auskunft geben. Zu viele Akten sind am 14. April 1945 im Heeresarchiv Potsdam verbrannt! Von dem Berater der Mailingliste „Militär“ auf der Webseite der Computergenealogie, Ernst Hoffmann, habe ich die Auskunft erhalten, dass laut Bredow-Wedel3 schon 1864 ein neuer Generalarzt in Posen ernannt war.

Das Bild meines Ururgroßvaters
Immer schon habe ich mich für Dr. Gustav Behn interessiert. Seit meinen Kindertagen kenne ich sein Portrait. Meine Großmutter hat sein Bild auf 25 Umzügen immer mit sich geführt, stets hing es in ihrem „Boudoir“, auch wenn sie auf dem Dorf nur notdürftig untergebracht war. Es gab sonst kein in Öl gemaltes Portrait in unserer Familie. Meine Großmutter hütete es mit einer Mischung aus Mitleid und Stolz: Stolz, weil ihr Großvater promoviert war und es bis zum Generalarzt gebracht hatte, Mitleid, weil er sein Leben in einer Irrenanstalt beschloss. Konnte man seinem noch glatten Gesicht seine glänzende Karriere und seinen späteren Wahnsinn ansehen? Und konnte sich dieses Schicksal in der Familie wiederholen?
Meine Großmutter hat ihren Großvater nicht gekannt. Schon ihr Vater hatte ihn nicht gut gekannt. Vierzehn Jahre war Ediths Vater Hermann Behn alt, als er Waise wurde. Und während sein Vater im Asyl Carlsfeld war, wurde Hermann in der Kadettenanstalt in Potsdam ausgebildet. Hermann hat seiner Tochter über seinen Vater nicht viel erzählen können.
So hat sich Schweigen über diesen Mann gesenkt, dessen braune Augen so ernst und sprechend aus seinem Portrait schauen. Wusste der noch jugendlich wirkende Mann in der Uniform eines Generalarztes schon, dass er unheilbar krank war? Als Arzt konnte er es eher ahnen als seine Umgebung. Hat er das Portrait malen lassen für seine Kinder, seine Tochter Anna und seinen Sohn Hermann? Von seinem letzten Kind, dem Sohn Friedrich, konnte Gustav Behn noch nichts wissen, als er 1861 zum Generalarzt des V. Armeekorps in Posen befördert wurde.

Ausbildung und Heirat
Seine Frau Julie Zelter hat Gustav Behn wahrscheinlich zwischen 1841 und 1843 in Berlin kennen gelernt. Julie hatte dort Verwandte ihres verstorbenen Vaters, ein älteres Geschwisterpaar, „D. u. E.R. Zelter, Geschwister, Rentiers“. Bei ihnen könnte sie sich manchmal aufgehalten haben, ja, vielleicht wohnten die beiden nur zu dem Zweck in der Jägerstr. 33 in Berlin, damit Julie dort „ausgehen“ und sich standesgemäß verheiraten konnte. Denn als sie verheiratet war, verschwanden die Geschwister Zelter aus dem Berliner Adressbuch.
Julie war 1843 zwanzig Jahre alt. Gustav war siebenunddreißig. Das war in Ordnung für die damalige Zeit. Natürlich hatte er sexuelle Erfahrung – bittersüße Liebschaften mit Dienstmädchen, Besuche im Bordell – und natürlich sollte sie möglichst keine haben. Natürlich hatte sie Vermögen und er nicht. Julie war die Tochter eines Getreidekaufmanns in Potsdam, Gustav der Sohn eines preußischen Kreisarztes in Bromberg. Dafür hatte er einen Beruf und sie nicht. Er war Arzt und Beamter im Rang eines Hauptmanns.
Am 7. Juli 1844 sind Gustav und Julie in St. Nicolai in Potsdam getraut worden4. Meine Großmutter schreibt dazu: „In Potsdam fand er seine Frau. Sie ist am 9.12.1823 als Tochter des Großkaufmanns Zelter geboren aus einer Familie, aus der man es sich wohl überlegte, eine Lebensgefährtin zu suchen. Es war eine reine Liebesheirat. Das weiß ich von meinem Vater, der wenig sprach über eine schwere Vergangenheit, aber an seiner Mutter sehr hing, deren Herzblatt er gewesen sein soll.“
Dr. Adolph Gustav Behn hatte eine gute Ausbildung erhalten. In seiner Geburtsstadt Bromberg hat er das Gymnasium besucht und dann in Berlin an der Friedrich-Wilhelm-Universität Medizin studiert5. Am 2. April 1833 schloss er das Studium mit der Promotion ab. Das Thema seiner Doktor-Arbeit hieß: „De olei iecinoris aselli praesertim in coxar-throcace efficacia.“6 Sie war ganz in Latein verfasst! Das Öl aus der Leber des Esels wurde offenbar bei entzündlichen Prozessen im Hüftgelenk mit Erfolg angewendet. Das klingt sehr sonderbar! Aber Lebertran, allerdings von Fischen, wird in der Naturmedizin auch heute (wieder?) zur Stärkung angegriffener Knorpel verwandt.
Nach dem Medizinstudium war Behn wahrscheinlich zuerst Compagniechirurg beim Heer, denn seit 1824 konnten junge Mediziner ihre Dienstpflicht als Ärzte ableisten. Vermutlich in dieser Zeit hat sich Adolph Gustav entschieden beim Heer zu bleiben und wurde deswegen 1838 als Pensionair-Arzt7 in das Friedrich-Wilhelm-Institut in Berlin aufgenommen.
Dieses Institut war aus der Pepinière hervorgegangen, einer staatlichen Ausbildungsstätte für Militärärzte nach französischem Muster. Die alte Trennung zwischen Doktores und Chirurgen sollte überwunden werden. Die Armee brauchte Ärzte, die sowohl mit Medikamenten therapieren konnten als auch operieren. Sie sollten in beidem praktische Erfahrung haben. Das war die Erfindung des Assistenzarztwesens8.
Das Friedrich-Wilhelm-Institut war die militärische Abteilung der Charité. Zivile Ärzte waren eifersüchtig auf die gute Ausbildung am Krankenbett9. Rudolf Virchow lässt das deutlich erkennen in seinen Briefen an seinen Vater10. Er kam 1839 als 18jähriger Student, als Eleve, an die Charité. Er überlegte, seinen Militärdienst als Compagniechirurg abzuleisten11. Dazu kam es dann nicht dank seiner überragenden Begabung. Unser Vorfahr Behn hat gleichzeitig mit Virchow an der Charité gearbeitet. Sicher haben sie sich flüchtig gekannt. Sie haben beide das Stiftungsfest des Instituts am 30. Oktober 1839 mit gefeiert: Behn, damals 32 Jahre alt, unter den Compagniechirurgen, Virchow, 19, bei den Eleven! Virchow erwähnt die Stabsärzte als seine Ausbilder, setzt aber niemals Namen hinzu. Die Compagniechirurgen als Assistenzen sind ihm erst recht nicht einer namentlichen Erwähnung wert. Schade!
Interessanter Weise berichtet Virchow an seinen Vater, dass im März 1844 beraten worden sei, dass auch Regimentsärzte Privatpraxen haben dürften, während das bis dahin nur den Bataillonsärzten erlaubt war. Adolph Gustav Behn ist einer der ersten, der davon profitiert. Bereits 1843 steht er als „prakt. Arzt u. Geburtshelfer“ im Berliner Adressbuch. Seit diesem Jahr ist er kein Pensionair-Arzt mehr, die Ausbildung ist offenbar abgeschlossen. Dass er seine Praxis aber unter der Adresse der Charité-Verwaltung führt und nur Nachmittags oder am ganz frühen Morgen Privat-Patienten empfängt, lässt eine feste Anstellung an der Charité vermuten. Auch in Aachen wird er neben seiner Tätigkeit als Regimentsarzt stets eine Privatpraxis betreiben.
Was bedeutete die preußische Armee meinem Vorfahren? Der Vater, Johann Gottfried Behn, war in seiner Jugend Feldscher gewesen, das heißt ein medizinischer Handwerker bei der Armee. Die Stadt Bromberg hatte ihm 1795 den Posten des Stadtchirurgen angeboten und er hatte zugegriffen. Er heiratete Anna Sophia Hirschberger aus Thorn, wurde später Kreiswundarzt. Zwei Söhne wurden wieder Ärzte, der ältere folgte dem Vater im Amt und brachte es bis zum Medizinalrat. Der jüngere, mein Vorfahr, ging zur Armee. Ob ihn Geldmangel dazu gezwungen hatte, sich als Regimentsarzt zu verpflichten? Oder war er aus voller Überzeugung bei der Garnison? Das müsste ich eigentlich wissen, um sein Leben angemessen zu erzählen. Aber ich weiß es nicht.

Als Regimentsarzt in Aachen

Aachen um 1850


Anfang 1845 hat das junge Paar Behn Berlin verlassen, weil Gustav Regimentsarzt des 34. Pommerschen Füsilier-Regiments geworden war12. Das Regiment gehörte ursprünglich zum II., dann aber zum VIII. Armeekorps. Es war in Stettin beheimatet. Aber seit 1834 lag es in Aachen. Während das I. und das II. Bataillon abwechselnd in der Festung Jülich und in Aachen lagen, war der Regimentsstab bis zum 27. Dezember 1848 immer in Aachen13.
Ein Pommersches Regiment in Aachen! In der Verbannung! Die westlichen Provinzen Preußens waren ein schwieriges Land für die preußische Armee. 1833, nach einer Zeit, in der Aachen teils gar keine und dann nur zeitweise Garnison hatte, kamen reguläre Truppen nach Aachen wegen Belgiens Unabhängigkeitskrieg von 183014. Mit Absicht waren die Regimenter nicht aus Landeskindern zusammengesetzt. Das stärkte den Zusammenhalt des Regiments.
Mein Vorfahr Gustav Behn war nun zwar kein Pommer, sondern Westpreuße. Aber Aachen war jedenfalls auch für ihn und seine Frau fremd. Den Katholizismus kannte Gustav seit seiner Kindheit als die Konfession der Polen – der deutsche Katholizismus des Niederrheins hat ihn vielleicht gerade deswegen erstaunt. Als der modernen Medizin verpflichteter Arzt hat er die Heiltumsfahrten nach Kevelaer und Aachen womöglich als Aberglauben empfunden. Und dazu diese Vierziger Jahre – die Unruhe vor dem Sturm.
„Wer sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Bahnreisender von Köln kommend Aachen näherte, dem bot sich ein malerisch-romantisches Bild. Rings um die Stadt und das benachbarte Burtscheid erstreckten sich Felder, Wiesen und Gärten. Aus dem Häusermeer der Stadt ragte gigantisch die Kuppel des Domes hervor. Wer genauer hinsah, der konnte aber auch die zahlreichen Fabrikschornsteine und den leichten Dampf sehen, der über der Stadt lag und Zeichen der beginnenden Industrialisierung war. Denn Aachen war in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit knapp 50 000 Einwohnern nicht nur eine viel besuchte Badestadt mit großen Hotels, Spielkasino und ländlicher Umgebung, sondern gehörte … zu den Pionierstädten der Industrialisierung und hatte mit der sozialen Begleiterscheinung des krassesten Arbeiterelends zu kämpfen.15
Die Gegensätze von Aachen: hier frühindustrielle Fabrikstadt mit großer Arbeiterschaft und da internationales Thermalbad mit Kasino und vornehmen Kurgästen – das musste auch den Behns auffallen. Mit der 1841 bzw. 1843 fertig gewordenen Eisenbahn sind sie von Berlin nach Aachen umgezogen. Das jung verheiratete Paar Behn – Julie schon schwanger – kommt von der Unterbaumstraße in Berlin in den Dahmengraben in Aachen: nicht weit vom Dom, nicht weit vom Elisenbrunnen, gegenüber vom alten Kurhaus, in guter Lage.

Militär und Bürgertum
Nach der Dissertation von Gertrud Plaßmann-Lenzen gab es in Aachen seit 1825 ein Friedensgarnisonlazarett. Es war Staatseigentum und im ehemaligen Kloster Marienbongard, in Klosterbongard, eingerichtet worden. 1885 verfügte dieses Lazarett über 74 Betten16. 1845 wird es wohl kleiner gewesen sein, aber immerhin: es bestand. Für die städtische Bevölkerung gab es nichts Vergleichbares.
Nur das Mariannenstift in der Bendelstraße war auf dem Stand der damaligen medizinischen Kenntnisse. Das Haus war 1844 von der Aachener Stiftung gekauft worden. Dr. Vitus Metz hatte 1830 diese Entbindungsanstalt für „anerkannt dürftige, tugendhafte, verheiratete Frauen“ in einem gemieteten Haus gegründet. Er stand ihr immer noch vor17. Das Haus konnte 12 Wöchnerinnen unterbringen.
Natürlich kam das Mariannenstift nicht für Julie Behn in Frage! Sicher hat sie zu Hause unter Assistenz ihres Mannes entbunden. Sie hatten ja eine bürgerliche Wohnung, konnten eine Hebamme bezahlen und sicher war auch ein junges Hausmädchen und eine etwas ältere Köchin engagiert. Das erste Kind, ein Mädchen, kommt am 4. Juni 1845 zur Welt. Am 7. Juli wird es „durch den provisorischen Seelsorger der Militair-Gemeinde Pfr. Coblentz18“ Anna Maria Louise getauft. „Taufzeugen“ sind: „Bataillonsarzt Dr. Johann Heinrich Stephan, Apotheker Dr. Hasenclever, Otto von Dewitz, Prem. Lieutnant u. Regiments-Adjutant im 34. I. Reg. u. Dr. Gustav Adolph Schilling; Frau Mayer; - Louise von Cölln u. Rosalie Wittfeldt.“ Davon könnten der Apotheker Dr. Hasenclever und Rosalie Wittfeldt Zivilisten bzw. Angehörige von Zivilisten gewesen sein. Die anderen Taufzeugen gehören dem militärischen Bereich an, ganz offensichtlich der Bataillonsarzt Dr. Stephan und der Premier-Leutnant von Dewitz, aber auch Dr. Schilling als Oberarzt der 6. Compagnie, Frau Mayer als Frau eines andern Militärarztes und Louise von Cölln als die Tochter des Kommandanten. Das Militär war eine Welt für sich. Und natürlich ebenso die Minderheit der Evangelischen in Aachen!
Von den 48.688 Einwohnern Aachens im Jahr 1850 waren 45.394 Katholiken, 2.003 evangelisch, 291 Juden.19 Sind in Behns Privatpraxis etwa nur evangelische Patienten gegangen, vor allem die preußischen Beamten?
Hatten die Behns Zugang zu bürgerlichen Kreisen in Aachen? Beate Althammer meint, dass sich „die gesellschaftlichen Kontakte zwischen Garnisonsoffizieren und Bürgern durchaus positiv entwickelt“ hätten20. Und Dr. Alfred Rübmann schreibt: „Sehr bald gelang es aber dem Regiment, sich in die neuen Garnisonen und die veränderten Verhältnisse einzuleben; an gute Disziplin gewöhnt, war jeder Mann bestrebt, das gute Einvernehmen mit der Bewohnerschaft zu fördern und sich die Zuneigung derselben zu erwerben.21“ Ob der Regimentsarzt Behn zu den politisch-geselligen Vereinen in Aachen Zutritt hatte, ist aber doch zu bezweifeln, also ob er z.B. der „Liedertafel“ oder der „Harmonia“, zwei Aachener Männerchören, hätte angehören können. Die Karnevalsvereine, die in dieser Zeit durchaus auch dem politischen Austausch dienten, waren ihm als Protestanten und Militärperson sicher verschlossen. Das 28. Niederrheinische Musikfest hingegen, das vom 31. Mai bis zum 2. Juni 1846 in Aachen stattfand und wo Generalmusikdirektor Dr. Felix Mendelsohn-Bartholdy die Aachener Männerchöre dirigierte22, werden die Behns sicher als Zuhörer besucht haben. Eine zeitgenössische Darstellung des festlichen Ereignisses im Kurhaussaal zeigt im Vordergrund zwei Offiziere mit ihren Damen23.

Die Unruhe vor dem Sturm
Dr. Behn und seine kleine Familie waren gerade zu dem Zeitpunkt in Aachen, wo lange bestehende Spannungen sich aufluden. „In der Tat, die wirtschaftliche Lage war sehr kritisch geworden. In den vierziger Jahren hatte die deutsche Industrie einen großen Rückschlag erlitten. Der ausländischen Industrie war es gelungen, den Markt – selbst in Preußen – zu erobern. Besonders das Hauptindustrieland England entwickelte eine starke Konkurrenz und verdrängte deutsche Waren aus Gebieten, die sie vorher fast völlig allein beherrscht hatten. … Hansemann, seit 1838 Leiter der Aachener Handelskammer, wandte sich darum schon 1843 mit der Bitte an die Regierung, die Hauptindustrien – wie die Nadelindustrie und die Textilindustrie – besser zu schützen. Leider reagierte die Regierung zu spät, so dass eine Fabrik nach der anderen einging und sich in den Städten ein Heer von Arbeitslosen sammelte. In Verbindung mit diesem Niedergang der Industrie sank der Kredit…“ – „Neben dem Brot bildeten damals die Kartoffeln das Hauptnahrungsmittel des Volkes. Eine verheerende Kartoffelkrankheit brachte von 1845 ab viele Familien in große Not…. Die Preise der übrigen Lebensmittel stiegen infolge der Kartoffelkrankheit so schnell, dass das 8pfündige Roggenbrot noch vor Ende des Jahres acht Silbergroschen kostete. Schon bei einem Preis von sechs Silbergroschen galt es als teuer. 1847 betrug der Preis sogar zwölf Silbergroschen.“24
Die Revolution von 1848
So kam das Jahr 1848 heran. Einen Kalender der Ereignisse in Aachen hätte ich gerne, der es mir ermöglichte, die Erlebnisse von Julie und Gustav nachzufühlen.
Viktor Gielen erzählt so: „Die Erstzündung erfolgte in Paris, wo man Ende Februar 1848 den ‚Bürgerkönig’ Louis Philippe verjagte und die Republik ausrief. Der nächste Akt spielte sich in Wien ab, wo Bürgerwehr und Studenten am 13. März den Minister Metternich vertrieben…. In Berlin kam es im gleichen Monat bei einer großen Volksversammlung vor dem Schloss … zu schweren Barrikadenkämpfen.25
Die Pariser Ereignisse wirkten ohne den Umweg über Wien oder Berlin direkt auf die Aachener Bevölkerung. „Mit 48 Stunden Verspätung trafen sie (i.e. die Nachrichten) in der Stadt ein, und wurden von den beiden damaligen Zeitungen „Stadt-Aachener Zeitung“ und „Fremdenblatt“ am Samstag, dem 26. Februar, durch Flugblätter verbreitet. In den Gastwirtschaften konnte man überall große Gruppen von Menschen sehen, die sich um die glücklichen Besitzer eines Flugblatts scharten…“26
Auch die Ratsprotokolle der Stadt Aachen27 zeigen Reaktion: Am 4. März 1848 wünscht der Oberbürgermeister eine Verstärkung der Bürgerwehr – mehr Leute und schnellere Versorgung mit Waffen. Eine Adresse der Bürgerschaft an den König wird vorgeschlagen von Herrn Kuck: „1. Volksrepräsentation 2. Verminderung der Staatslasten, bessere Vertheilung der Steuern 3. Preßfreiheit 4. Aufrechthaltung und Wiederherstellung der Rheinischen Rechtsinstitutionen und Beseitigung des Entwurfs zu dem neuen Strafgesetzbuche.“
Am 14. März ist von den „traurigen Folgen der Verminderung und hin und wieder bestehenden Einstellung der Arbeiten bei den meisten industriellen Etablissements und Unternehmungen innerhalb unserer Stadt und in der nächsten Umgebung“ die Rede.
Am 20. März versucht der Gemeinderat von Aachen, Geld flüssig zu machen, „da selbst die reichsten Fabrikanten es kaum vermögen, das zur Bezahlung der Arbeitslöhne erforderliche Geld zu beschaffen. Deshalb soll Geld bei der Sparkasse des Vereins zur Förderung der Arbeitsamkeit eingelegt werden – staatliche Gelder, städtische, Spielbankkapital u.a., „und dadurch das Vertrauen, welches, durch böswillig ausgestreute Gerüchte, man zu erschüttern gesucht hat, wieder zu befestigen“. Städtische Arbeiten sollen dadurch sofort erfolgen.
Gleichzeitig regt der Oberbürgermeister Emundts eine Illumination und Beflaggung der Häuser an, denn auch das wenige, was bis jetzt an Freiheiten gewährt wurde, verdiene Anerkennung. Das war eine blauäugige Entscheidung.

Gewalt in Aachen
„An allen Ecken und Kanten kam es zu Menschenansammlungen. Besonders am Kapuzinergraben und vor dem Elisenbrunnen wogten große Volksmassen hin und her, welche die neuesten Ereignisse aufgeregt besprachen. Die für den Abend vorgesehene Theatervorstellung fiel aus Mangeln an Besuchern aus. Unter den Neugierigen waren auch solche, die der Ansicht waren, dass die wenigen vom König gemachten Zugeständnisse kein Grund zu einer Freudenkundgebung seien, besonders, wenn man bedenke, wie viel Blutopfer die Revolution schon gefordert habe. Auch solche machten sich breit, denen der geringste Anlass zu Radau und Tumulten willkommen ist. So zogen von etwa 20 Uhr ab ‚Horden von Menschen’, wie damalige Berichte sich ausdrücken, durch die Stadt. …Die Hauptmenge begab sich gegen 20:30 in die Pontstraße zum Hause des Oberbürgermeisters Emundts… er war bei der Illumination mit gutem Beispiel vorangegangen, er hatte in allen Fenstern seines Hauses brennende Kerzen stehen und hatte eine schwarz-rot-goldene Fahne gehisst. Die fanatisierte Menge warf …alle Fenster ein, stürmte alsdann das Haus, während die Familie …durch die Gärten flüchtete, warf aus dem Erdgeschosszimmer ein Klavier, Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände auf die Straße und errichtete damit einen großen Scheiterhaufen, dessen Flammen der Nachbarschaft hätten gefährlich werden können. Das herbeigeeilte Detachement der Bürgerwehr vermochte das verbrecherische Treiben der Menge nicht zu hindern, ja bald wäre es den Gardisten selber übel ergangen, wenn sie nicht abgezogen wären. Da kam Militär heran, eine Kompanie des 34. Infanterie-Regiments unter dem Leutnant v. Gleißenberg, welche die Aufrührer bald auseinander trieb. (Nießen)“28
„Am 25. März wurde in einer eindrucksvollen Feierstunde die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kaiserdom gehisst. Die Ehre ruft, die Pflicht gebeut, hieß es und die Bürgerschaft kam: die in Waffen voran, zog sie in langsamem, unübersehbarem Zug, der sich in schönster Ordnung vor dem Theatertor gebildet hatte, durch die Hauptstraßen der Stadt, unter dem Donner der Böller, bei klingendem Spiel und unter dem festlichen Geläute aller Glocken. Auf dem Marktplatz angekommen, wo vor dem Rathaus die Statue des großen Karl prangt, wurden die Fahnen geschwenkt und dem ruhmvollen Schützer der Stadt ein langes Lebehoch gebracht. Von hier bewegte sich der Zug zu dem ehrwürdigen Münster, wo die ungeheure Versammlung lautlos verharrte, bis die gewaltige Fahne von ihren Banden gelöst, auf der höchsten Spitze des an unsterblichen Erinnerungen so überreichen Domes sich langsam entrollte. Alles war auf tiefste bewegt und von dem großen Momente ergriffen.“ So berichtet die „Stadt-Aachener Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom 25. März 1848.29
Wie mein Vorfahr diese revolutionären Ereignisse beurteilte, entzieht sich vollständig meiner Kenntnis. An dem Aufmarsch der Bürger konnte er auf keinen Fall teilnehmen. In der Uniform seines Regimentes wäre es unmöglich gewesen, in Zivil durfte er sich in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Waren die Behns also in diesen wichtigen Augenblicken von der Aachener Revolution ausgeschlossen?
Anscheinend nicht ganz. Das belegt eine Petition von 19 Offizieren des 34. Regiments und des 4. Dragoner Regiments zur Reform der Armee, die am 14. April 1848 an den Präsidenten des Staatsministeriums Camphausen abgesandt wurde. Darin fordern sie neben Verbesserungen innerhalb der Armee „eine vollständige Gleichstellung der Militairs in politischer Beziehung mit allen Staatsbürgern. Schleunige Leistung des Eides auf die Verfassung, sobald eine solche festgestellt wird.30“ Leider fügt Jürgen Herres, dem ich den Text der Petition verdanke, nur eine Fassung aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Leipzig, seiner Dokumentensammlung bei, wahrscheinlich, weil das Original verloren ging. So weiß ich nicht, ob Gustav Behn diese Petition mit unterschrieben hat.
Nachdem der preußische Kriegsminister am 27. April 1848 Petitionen der Soldaten zu Fragen des Staates und des Militärdienstes verboten hatte, haben die Aachener Offiziere nicht weiter insistiert, im Gegensatz zu den Kölner oder Mainzer Offizieren. So ist anscheinend auch keiner vom 34. Infanterie-Regiment bestraft worden.

Die Eskalation
Die Unruhen vom 20. März hatten bewirkt, dass die schon 1846 vom Polizeipräsidenten gewünschte Aufstockung der Aachener Garnison stattfand. „Die Reserven wurden einberufen. Für das 34. Infanterie-Regiment kamen sie aus Danzig und Elbing und rückten in Aachen am 14. April unter Trommelschlag mit einer schwarz-weißen Fahne durch das Kölntor ein. Dieser Einzug unter der „Fahne der Reaktion“ erregte Missfallen. Die Reservisten sollen sich auch allerhand Ungebührlichkeiten zuschulden haben kommen lassen…31
Die Reservisten, ungefähr 500 Mann, kommen eindeutig ungern. Sie geben den Aachener Revolutionären die Schuld, dass sie Familie, Arbeit und Heimat verlassen mussten. Die Aachener Bürger aber fühlen sich provoziert. Sie haben die Kriegsreservisten nicht angefordert. Der Stadtkommandant von Asten verspricht zwar strengste Untersuchung der Vorfälle und Bestrafung der Schuldigen, aber das nützt jetzt nichts. Viele Bewohner Aachens sind aufgebracht.
Sabrina Müller schreibt32: „Die Gewaltaktionen gegen Soldaten zielten darauf ab, ihnen unmissverständlich klar zu machen, dass eine ‚neue Zeit’ angebrochen sei. So riss ein Zivilist dem Musketier Fehlberg die preußische Kokarde von der Mütze, warf sie zu Boden und steckte ihm dafür eine schwarz-rot-goldene Rosette an. Auf Soldaten, die durch die Stadt spazierten, hieb der Arbeiter Severin König mit seiner Schaufel ein und rief dabei: „Freiheit und Gleichheit soll jetzt sein!“
Die Stadt-Aachener Zeitung vom 16. April schrieb: „Die erneuerte Störung der Ruhe am gestrigen und am heutigen Tag hat der städtischen Behörde die Veranlassung gegeben, sich dafür zu verwenden, dass die sämmtlichen vorgestern eingetroffenen Kriegsreservisten ohne Unterschied sofort von hier entfernt werden. Diesem Begehren ist entsprochen worden unter der Bedingung, daß dem ruhigen Abzuge der Mannschaften keine Art von Hinderniß in den Weg gelegt werde…. Aachen, den 16. April 1848. Der kommissarische Oberbürgermeister und der Gemeinderath.
Alles ließ hoffen, daß die Ruhe jetzt wieder hergestellt seyn würde. Leider war dem nicht so. eine große Masse schien die Absicht zu haben, den Abmarsch der Reserven keinen friedlichen seyn zu lassen, und drängte gegen die Bürgergarde, welche die Straße gesperrt hielt. Nach mehren Angriffen auf dieselbe und erfolgter Aufforderung, auseinanderzugehen, wurde Feuer kommandiert; es fielen eine Anzahl Schüsse, in deren Folge mehre Personen getödtet und verwundet wurden. Die in gleicher Zeit herangezogene Kavallerie säuberte die Straße.“
Ob Hauptmann Dr. Behn Zeuge dieser Vorgänge war, ist schwer zu sagen.

Die erste demokratische Wahl in Deutschland
Während dieser revolutionären Ereignisse saß einer still an einer Fleißarbeit: Wilhelm Ibels jun., der Sohn des Präsidenten des Aachener Gewerbegerichts. Er verfasste die Aachener Urwählerlisten. Vier Wochen schrieb er, von Hand natürlich. Und wenn er sich verschrieb, musste er ein neues Blatt nehmen.
„Das Urwählerverzeichnis vom 30. April 184833 erfasste die gesamte erwachsene männliche Zivil- und Militärbevölkerung Aachens, soweit sie 1848 mindestens 21 bzw. 24 Jahre alt war, keine Armenunterstützung bezog, preußischer Staatsangehöriger war und sich seit mindestens 6 Monaten in Aachen aufhielt.“34
Und in diesem Urwählerverzeichnis steht unser Vorfahr Dr. Gustav Behn. Er hat an dieser ersten demokratischen Wahl in Deutschland teilgenommen. Nur in wenigen Städten Deutschlands haben sich die Wahlakten erhalten, ausgerechnet in Aachen sind sie im Stadtarchiv überliefert. So wissen wir, dass er kein blinder Königsdiener war. „Von der klassischen Rolle des Offiziers als ‚Königsdiener’, der dem Monarchen mit blindem Gehorsam zur Seite steht, distanzierten sich vor allem jüngere preußische Offiziere in Aachen und Köln.“35 Sie wollten, wie sie in ihrer Petition vom 14. April geschrieben hatten, „eine vollständige Gleichstellung der Militairs in politischer Beziehung mit allen Staatsbürgern.“ Und noch ehe sie auf die Verfassung vereidigt wurden, wie sie gefordert hatten, wollten sie jetzt bei ihrer Entstehung mitwirken.
„Die erwachsene Zivilbevölkerung umfasste nach den Angaben des Verzeichnisses 10 191 Männer, die mit einem Mindestalter von 21 Jahren für die Frankfurter Nationalversammlung wahlberechtigt waren. Davon waren 9447 Männer im Alter von 24 Jahren und älter zugleich für die Berliner Nationalversammlung stimmberechtigt. Will man die erwachsene männliche Gesamtbevölkerung erfassen, so müsste man noch die Militärbevölkerung berücksichtigen.“ Die betrug nach der Wählerliste für den 32. Wahlbezirk, Marienthaler Kaserne, 1973 Einwohner.36 Die Rechnungsführer wussten natürlich über die Zahlen ihrer Companien Bescheid. Deshalb wird es wenig Mühe gemacht haben, genaue Urwählerlisten anzulegen. „Aufgrund von Verzeichnissen der katholischen Pfarreien lässt sich auch die Zahl der Unterstützungsempfänger rekonstruieren: Im April 1848 zählte man 1059 und im Dezember 1848 1386 erwachsene männliche Arme. Sie blieben allerdings von den Wahlen ausgeschlossen. …“37 Und ausgeschlossen blieben auch die Frauen. Julie Behn, geb. Zelter, brauchen wir nicht im Urwählerverzeichnis zu suchen.
„Ein Blick auf die Alterstruktur der Aachener Zivilbevölkerung verdeutlicht, dass die wahlberechtigten Männer zwar eine große Gruppe darstellten, aber doch eine Minderheit waren. Über ein Drittel der Bevölkerung (36 Prozent) waren Kinder und Jugendliche (unter 17 Jahren). Ein weiteres Drittel waren junge und erwachsene Frauen (über 16 Jahren), die mit 34 Prozent gegenüber den Männern (30 Prozent) sogar deutlich überrepräsentiert waren. Nur sechs Prozent der Aachener waren über 60 Jahre alt. Die Bevölkerung war jung.“38
Gewählt wurde in 32 Wahlbezirken. Das Militär wählte in einem eigenen Wahlbezirk, im 32., in der Marienthaler Kaserne. Der Wahlkommissar für die Kaserne war Stadtrat von Geyr, der Kommandant der Bürgerwehr.
Die Urwähler des 32. Wahlbezirks mussten am 1. Mai zweimal drei Wahlmänner bestimmen. Die Wahlmänner aller 32 Bezirke wählten am 8. Mai die Abgeordneten für das Berliner Parlament und am 10. Mai die Abgeordneten für die Frankfurter Paulskirche.

Wer ging zur Wahl?
Jürgen Herres hat in seinem Aufsatz: „Wer ging am 1. Mai 1848 in Aachen zur ersten demokratischen Wahl?“ das Wahlverhalten der einzelnen Berufsgruppen untersucht. Leider hat er sich auf die Zivilbevölkerung beschränkt. Er schreibt39: „Erwartungsgemäß war die Wahlbeteiligung der Gebildeten, der Regierungs- und Gerichtsbeamten, der Freiberufler, der Lehrer und der Geistlichen sehr hoch. Zweidrittel bis Dreiviertel der Angehörigen dieses Bildungsbürgertums gingen zur Wahl, von den Ärzten sogar 83 Prozent. Hoch war auch die Wahlteilnahme der Industriellen, der Handel und Gewerbetreibenden sowie der Handwerker. Niedriger war die Teilnahme der Rentner, was aber auf Grund des hohen Anteils der über Sechzigjährigen in dieser Berufsgruppe wenig verwunderlich ist. Niedriger war aber auch die Wahlbeteiligung der Arbeiter, Gesellen und Knechte. Letzteres muß erstaunen.
Sieht man genauer hin, so ist die Überraschung noch größer. Die Beschäftigten und Arbeiter in der Textilindustrie, die Rauher, Scherer und Presser, ferner die Tuchmacher und Weber sowie schließlich die Spinnereiarbeiter, zeigten mit ihrer Beteiligung von 70 bis 72 Prozent ein ähnlich hohes Wahlengagement wie das Bildungsbürgertum. Auch diese Arbeitergruppen wurden durch die Revolution in hohem Maße politisiert. Hoch war auch die Wahlbeteiligung der krisengeschüttelten Massenhandwerker, der Schuster und Schneider (65 Prozent) sowie der Schreiner (rund 60 Prozent). Demgegenüber lag die Wahlbeteiligung der traditionell wohlhabenderen Handwerker, der Bäcker und Metzger, sowie der Handwerker, die wie die Metallhandwerker von der Frühindustrialisierung eher profitierten, leicht unter dem Durchschnitt. Kaum nahmen dagegen die einfachen und ungelernten Arbeiter ihr Wahlrecht in Anspruch: Weniger als 40 Prozent der ‚Arbeiter’, ‚Lohndiener’, ‚Sackträger’ und ‚Tagelöhner’ gingen zur Wahl. Ähnlich niedrig war die Wahlbereitschaft der Knechte und Diener, die in den Haushalten ihrer Dienstherrn lebten.“
Schade, dass Jürgen Herres nicht auch das Wahlverzeichnis des 32. Bezirks, des Bezirks der Marienthaler Kaserne, untersucht hat! Aber mir scheint, er würde auch da auf ähnlich „überraschende“ Ergebnisse stoßen. Bei allen Companien des 34. Regiments stehen die am besten Ausgebildeten an 1. Stelle, die Offiziere gehen fast geschlossen zur Wahl. Bei den Unteroffizieren gibt es erhebliche Lücken und am wenigsten erscheinen die Gemeinen. Dass die Militärmusiker, die sogenannten Hoboisten, hohe Wahlbereitschaft zeigen, spricht die gleiche Sprache. Sie zählen zu den Gebildeten, mehr als die Unteroffiziere. Dass die einfachen Soldaten fehlen, mag an ihrem Unverständnis liegen. Aber es könnte auch, wie bei den Knechten und Dienern, einen andern Grund haben. Sie bekamen nicht einen ganzen Tag frei, weil die niedrigen Arbeiten, die sie verrichteten, auch an einem Feiertag verrichtet werden mussten: heizen, fegen, Abfälle wegschaffen! Die Knechte und Gemeinen hatten einfach keine Zeit zum Wählen.
Diese erste Wahl war keine Routine. Sie entsprang dem Druck der Bevölkerung. Existentielle Aufregungen trieben die Menschen um. Vierzehn Tage vorher wurden Menschen auf der Straße erschossen. Es erinnert uns an Vorgänge in den arabischen Ländern heute.

Die Zeit der Restauration
Für die Familie Behn kehrte, wie für die meisten Aachener, Ende Mai 1848 der Alltag wieder ein. Zu Anfang hat man sicher bald eine neue Ordnung erwartet und gespannt nach Berlin und Frankfurt gelauscht. Allmählich aber machte Resignation sich breit. In der Armee änderte sich am allerwenigsten. Dass das 34. Infanterie-Regiment sich in Aachen bewährt hatte, bedeutete nur die Verlegung in eine schwierigere Garnison: Nach Köln. Dort waren einige Offiziere für ihre Kritik an den Zuständen in Armee und Regierung bestraft worden, dort wirkten Karl Marx, Ferdinand Freili­grath und Fritz und Mathilde Franziska Anneke. Die "Neue Kölnische Zeitung" war ein revolutionäres Blatt und der kommunistisch-ästhetische Klub wurde dort gegründet, aus dem später der Kölner Arbei­terverein hervorging. Auch Fritz Anneke war ursprünglich preußischer Offizier. Die Heeresleitung wollte ein unbelastetes Regiment nach Köln senden.40 Zwischen Weihnachten und Neujahr, noch vor Ende des Jahres 1848, zog Behns Regiment nach Köln um.
Anna Behn war dreieinhalb Jahre alt. Der Umzug musste zügig erfolgen, Dienst war Dienst. Ganz offensichtlich hat Gustav auch weiterhin die Erwartungen, die man an ihn stellte, erfüllt. Er blieb beim 34. Regiment. In Köln wurde ihm sein zweites Kind, ein Sohn namens Friedrich, geboren. 1852, in Trier, bei der Geburt unseres Urgroßvaters Hermann Behn, ist Gustav Regimentsarzt des 34. Regiments und schon Oberstabsarzt beim VIII. Armeecorps. Von Trier zieht das Regiment 1854 nach Mainz, Behn erhält 1856 den Adlerorden 4. Klasse, 1857 stirbt dort sein Sohn Friedrich an Hirnhautentzündung als Komplikation der Masern, sicher eine furchtbare Erfahrung für den Arzt und Vater. 1860 zieht die Familie mit dem Regiment nach Rastatt. Das ist Behns letzte Station als Oberstabs- und Regimentsarzt. 1861 wird der nun 55jährige zum General- und Corpsarzt des V. Armeecorps in Posen befördert. Da muss er noch als gesunder Mann gegolten haben! Aber als im Oktober 1865 in Potsdam sein jüngstes Kind geboren wird, ist der Vater „Generalarzt a.D.“.
Wann die Krankheit ausbricht, konnte ich nicht erforschen. Meine Großmutter schreibt41: „Die Hauptverdienste soll sich mein Großvater erworben haben in seiner Posener Zeit, indem er bei Typhusepidemien auf Barackanlagen und Isolierung drang42, dort haben wir auch sein Bild mit all den Chefärzten, die der Klinik einmal vorstanden, gefunden. Mein Mann sah einmal in einem Vorzimmer die Wand voller Einzelbilder. Er erbat und erhielt Erlaubnis, das Zimmer mit mir zu besichtigen. Ich erkannte sofort meinen Großvater heraus. Mein Mann bat, es erwerben zu dürfen. Es war im Jahr 1913 und mein Vater lebte noch. Wir wollten ihm diese große Überraschung zum Geburtstage machen. Es wurde nicht erlaubt leider. Mein Mann hob das Bild ab und schrieb den Namen auf die Rückseite. – Dann kam der Krieg und der Aufstand in Polen. Wir wandten uns noch einmal nach dem Zusammenbruch bittend an die Behörde. Aber das Lazarett war völlig von den Polen demoliert worden.“
Meine Großmutter fährt in ihres Großvaters Lebensbeschreibung fort: „Bei der enormen Überbürdung dieser fortlaufenden Epidemien, bei den Widerständen, die zu überwinden waren, bei den Umbauten der Isolierhäuser soll mein Großvater sich überarbeitet haben. Es traten immer mehr als Folge eines Gehirnleidens große Heftigkeitsausbrüche ein, so daß das nachgeborene Kind einen kranken Vater hatte. Meine Mutter hat mir erzählt, daß mein Vater schon als Kind oft beruhigend eingreifen musste. Er sprach nie davon, die 17 Jahre jüngere zarte Frau wollte mit aller Macht ihren geliebten Mann behalten. Als er sie aber einmal aus dem Fenster heraushielt und sie rufen mußte und er den Helfenden erklärte sie solle gute Luft haben, da erkannten alle, daß seine Krankheit Formen annahm, die ein Familienleben unhaltbar machten. Ich weiß nicht, in welcher Stadt das war. Jedenfalls kam er nach Halle, wo bei Halle in Brehna die Heilanstalt Carlsfeld lag, in der er am 10.3.1866 von seinen Leiden erlöst wurde.“
Ob es wirklich Überarbeitung war? Oder eher ein Gehirntumor? Eine Demenz? Allerdings muss man auch an die Syphilis denken bei einem Militär des 19. Jahrhunderts und an eine Medikamentensucht bei einem Arzt. In den wissenschaftlichen Aufsätzen des Leitenden Neurologen von Carlsfeld, Dr. Heinrich Böttger, die sehr viele persönliche Krankengeschichten enthalten, findet sich leider nicht das Krankenbild eines Militärarztes43.
Und wo mögen die Krankenakten der Heilanstalt Carlsfeld hingekommen sein? Rechtsnachfolger ist die Klinik in Bitterfeld. Aber ob ihr Archiv so weit zurück reicht?
So senkt sich wieder Schweigen über diesen Mann, dessen braune Augen so ernst und sprechend aus seinem Portrait schauen. Kann man stolz auf ihn sein? Oder muss man ihn bedauern?

1 Nach dem Artikel von Elfriede Baars: „Der Mediziner Wilhelm Hermann Niemeyer“ (EKKEHARD Neue Folge 7 (2000), Heft 2, Seite 33) ist Dr. med. Heinrich Niemeyer am 14.11.1817 in Halle geboren und am 4.11.1862 in Landsberg bei Halle gestorben. Er war mit seiner Kusine Hermine Niemeyer verheiratet. (a.a.O., S.35)
2 Vorhanden im Stadtarchiv Brehna.
3 Bredow-Wedel, Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres Bd. I, 1905, S. 386
4 1844 Nr. 64 a auf eingeklebtem Zettel Herr Adolph Gustav (eingefügt:Dr.) Behn, Königl. Regiments-Arzt zu Berlin, des Stadtchirurgus, Herr Johann Friedrich Behn zu Bromberg 2ter ehel. Sohn mit Jungfrau Julie Henriette Wilhelmine Zelter, des verstorb. Getreide Händlers HE. Gottfried Samuel Zelter nachgel. ehel. 2ten Tochter.
Sind ehelich copulirt den 7. Juli 1844 vom Herrn Superint. Ebert und gehört zur Heil. Geistkirche Schröder
5 Nach dem Lebenslauf, den Behn selbst seiner Promotion anfügt.
6 https://play.google.com/store/books/author?id=Gustav+Adolph
7 Die Assistenzärzte lebten in der Klinik als „Pensionäre“.
8 Vgl. dazu: Christa Wlazlo, Landsmannschaftliche und soziale Herkunft preußischer Militärärzte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Diss. München 1986, S. 34ff.
9 Reiner Neuhaus, Die Militärassistenzärzte der Berliner Charité (1727 – 1920), Diss. München 1971, S. 101f.,115 und 120f, wo er „Die Reform der Medicinal-Verfassung Preussens“ aus dem Jahre 1846 von J.H. Schmidt zitiert: „So sehr Schmidt anzuerkennen bereit ist, daß der Militärmedizinalstab lange vor dem Zivil die äußerste Wichtigkeit des zwischen Ausbildung und Praxis eingeschobenen Assistentenverhältnisses erkannt hatte, so sehr müsse man vom Standpunkt der Wissenschaft und der Kranken her gesehen heute den Militärs die Charité streitig machen.“
10 Rudolf Virchow, Sämtliche Werke, Hrg. von Christian Andree, Bd. 59, Abt. IV, Briefe, Berlin-Wien 2001.
11 Rudolf Virchow, a.a.O., S. 241: (Brief an den Vater vom 8. März 1844 ) „Gleichzeitig berät man über verschiedene Reformen im Medicinalwesen überhaupt, u. über die Stellung der Militärchirurgen insbesondere. Man gedenkt namentlich daran, welche promoviert und cursirt sind (das StaatsExamen gemacht haben), die freie Praxis zu gestatten, was bisher erst den Bataillonsärzten gestattet war. Da ich dann wahrscheinlich binnen 2 – 3 Jahren cursiren könnte, so wird die Wahl meiner zukünftigen Garnison etwas bedeutungsvoller. Ich für meine Person habe nun für jetzt noch keinen besonderen Plan, als womöglich zur Cavellerie zu gehen.“
12 Zur Laufbahn von Dr. Gustav Behn: Offizier-Stamm- und Ranglisten des Pommerschen Füsilier-Regimentes Nr. 34, Erster Theil: 1720 – 1820, bearbeitet v. Otto Backström, Zweiter Theil: 1820 – 1895, Auf Befehl des Regiments zusammengestellt von A. von Hennigs, Berlin 1895, S. 318 – 324.
13 Alexander von Lyncker, Die Königlich-Preußische Armee von 1807 – 1867, Berlin 1939. In Die altpreußische Armee 1714 - 1806 und ihre Militärkirchenbücher, Berlin 1937, schreibt Lyncker Seite 81, dass das 34. Infanterie-Regiment erst seit 1842 in Aachen gewesen sei.
14 Alfred Rübmann, Aachen, ein Jahrhundert preußische Garnison, Aachen 1937, S. 55f: „Das Regiment hat für seinen Umzug zwei Monate gebraucht. Es gab damals noch keine Eisenbahn, die ein schnelles Überwinden der Entfernungen gestattet hätte, und die auch ein leichtes Aufrechterhalten der Verbindungen mit der pommerschen Heimat ermöglicht hätte. Man war durch Familienbande und sonstige Beziehungen mit dem Pommerlande eng verbunden, und so war der Garnisonwechsel doch eine Trennung von einschneidender Bedeutung, umso mehr, als man im Rheinland ganz andere Menschen und Verhältnisse vorfand, wie man sie bisher gewohnt war.“
15 Guido Müller/Jürgen Herres: Aachen, die westlichen Rheinlande und die Revolution 1848/49, Shaker Verlag 2000, S. 7
16 Gertrud Plaßmann-Lenzen, Aachener Spitäler und Krankeneinrichtungen bis zum 1. Weltkrieg, Aachen 1979 (Diss), S.28.
17 Gertrud Plaßmann-Lenzen, a.a.O., S. 42 – 47.
18 Kirchenbuch der Evangelischen Militair-Gemeinde zu Aachen,1845, Nr. 2
19 Gertrud Plaßmann-Lenzen, a.a.O, S. 59.
20 Beate Althammer, Die Angst vor der sozialen Revolte – Bürgertum und Unterschichten in der Fabrikstadt Aachen im März und April 1848, in: Müller, Guido und Herres, Jürgen, Aachen, die westlichen Rheinlande und die Revolution 1848/49, Shaker Verlag 2000, S. 105 – 134.
21 Alfred Rübmann, a.a.O., S. 56.
22 Viktor Gielen, Aachen im Vormärz, 1815 – 1848, Eupen 1983, S. 150f.
23 Abgedruckt bei Viktor Gielen, a.a.O. S. 151.
24 Gielen, a.a.O., S 184f.
25 Gielen, a.a.O., S. 183f.
26 Gielen, a.a.O., S. 189.
27 Aachener Stadtarchiv: Rats- und Ausschussprotokolle – PRZ 1 – 254.
28 Gielen, a.a.O., S. 193, Rübmann, a.a.O., S. 69 fügt hinzu: Die Eskadron Dragoner, die auf dem Markt Aufstellung genommen hatte, brauchte nicht einzugreifen.
29 Gielen, a.a.O., S. 195.
30 Jürgen Herres, Dokumente zu den Wahl-, Petitions – und Vereinsbewegungen von 1848/49 in Aachen aus: Aachen, die westlichen Rheinlande und die Revolution 1848/9, hrsg. Von Guido Müller und Jürgen Herres, Shaker Verlag 2000, S. 195.
31 Rübmann, a.a.O., S. 70.
32 Müller, a.a.O., S. 117, nach HStAD RA, Pr.Nr.660, fol.122: „Anklage-Akt wider Severin König…“. 25.2.1849.
33 StAA Wählerliste Nr. 131. zitiert bei Jürgen Herres, a.a.O., S. 187.
34 Jürgen Herres, a.a.O., S. 187.
35 Müller, a.a.O., S. 174.
36 StAA, Wahllisten 2, Stadtgemeinde Aachen, Wählerliste 1848.
37 Jürgen Herres, a.a.O., S. 188.
38 Jürgen Herres, a.a.O., S. 189.
39 Herres, a.a.O., S. 192.
40 Vgl. Marcel Seyppel, Die Demokratische Gesellschaft in Köln 1848/49, Köln 1991, S. 153: „Das 16. Regiment galt in der Revolutionszeit den Linken als vorrangiges Ziel ihrer Aufklärungsarbeit, während das 34. Regiment und erst recht das im September eingesetzte 27. Regiment als hoffnungslos ‚borussisch’ und antidemokratisch eingestuft wurde.“
41 Familienplaudereien, Heft I, S. 14.
42 Die Erkenntnis, das Typhus und Fleckfieber zwei verschiedene Krankheiten waren und beide stark infektiös, ist Anfang der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts eine neue Erkenntnis. Die Erreger waren noch unbekannt. So kann die Nachricht durchaus richtig sein, dass Behn bei der Einrichtung von Quarantänestationen auf heftige Ablehnung stieß.
43 Bericht über die Heil- und Pflegeanstalt für Gemüths- und Nervenkranke Asyl Carlsfeld bei Halle a.S. von Heinrich Böttger, Deutsche Klinik, Berlin, Nr. 17/1865.
Über die Remissionen im Verlaufe der allgemeinen Paralyse von Dr. Heinrich Böttger, Direktor des Asyl Carlsfeld, Deutsche Klinik, Berlin, Nr. 18/1866.
Bericht über die Privatheilanstalt Asyl Carlsfeld während der Jahre 1863 – 1868, Deutsche Klinik, Berlin, Nr. 23/1871.
Dr. Heinrich Böttcher, Die Nahrungsverweigerung der Irren, Eine psychiatrische Studie, Leipzig 1878.