Schinderhannes und unsere Schwarzen Schafe

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In Boppard wohnten Franz und ich 2008 in der Pension "Schinderhannes und Julchen". Dort lag eine Biografie von dem fast sagenhaften Räuber Schinderhannes aus: Manfred Franke, Schinderhannes, Claasen Lebensläufe, Hildesheim 1993. Zu meiner Überraschung fand ich darin eine interessante Parallele zum Leben unseres Vorfahren Jacque Norbert Blandin.

Wie der Vater des Schinderhannes, Johannes Bückler, hat Blandin Mühe, sich zu ernähren. Die Mutter des späteren Schinderhannes hat Holzfrevel begangen, auch Wäsche gestohlen. Verhaftung droht. Die Familie will nach Polen (sic!) auswandern. (Gemeint ist wahrscheinlich West- [Thorn] und Südwestpreußen [Lissa und Kobylin], das nach der ersten polnischen Teilung an Preußen kam und wohin der König Siedler rief).

Zitat S. 26: "Nachweislich ist, daß der alte Bückler unterwegs sich unter das kaiserliche Regiment Hildburghausen anwerben (ließ), welches damals zu Ollmütz in Mähren lag. Am 11. Juni 1784 verpflichtete er sich auf 6 Jahre."

S. 28: "Am 21. 8. 1787 vom Grenz-Cordon-Kommando an der mährisch-schlesischen Grenze desertiert."

Wenn ich solche Daten für Blandin finden könnte, dann wäre erklärt, warum seine Tochter Françoise in Kremsier geboren wurde!

Merkwürdig viele Verbindungen mit meinen Vorfahren! Die Heimat von Bücklers, Miehlen, gehört dem Fürsten von Nassau-Weilburg - wie Kirchheimbolanden. Auch Johann Wilhelm Ziemer ist ja eine Person ohne festen Beruf, ein Mensch, der sich durchschlägt. Auch er hätte nach Polen auswandern können - vielleicht steht deswegen Anna Maria Ziemer dem Auswandern nach Dänemark nicht ablehnend gegenüber? Allerdings scheint Joh. Gottfried Behn, der ca. 1793 nach Thorn kommt, kein Einwanderer zu sein. Er ist ja Chirurg, vermutlich Feldscher in einem Regiment.

Zuletzt noch: Georg Friedrich Rebmann, seit 1798 Richter in Mainz (Clubist!) spricht 1803 das Urteil über Schinderhannes. Am 21. 11. 1803 werden vor einer großen schaulustigen Menge er und 19 Gesellen in Mainz guillotiniert. Dieser Rebmann spricht 1818 als Richter des Zweibrücker Appellationsgerichts auch das Urteil über meinen Vorfahren Franz von Mering, den Chausseebereuter.

Literatur:

Fuhrmann, Arthur

Die neuesten Erkenntnisse in der Schinderhannes-Forschung in: Miehlen, aus 700 Jahren seiner Geschichte von Edm. Groß, 1979

Becker, Johann Nicolaus

Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins, Cöln 1804, zitiert nach dem fotomechan. Neudruck, Rixdorf o.J. Interessant seine Schilderung der Verrohung und Verwilderung der Jugend nach den Revolutionskriegen.