Der Familienforscher ist bemüht, jedem der Vorfahren gerecht zu werden. Grundsätzlich möchte ich niemanden ausschließen, im Gegenteil, jedem in seiner Zeit und an seinem Ort mit Respekt begegnen. Manchmal ist das ganz einfach, manchmal schwer.
Mein Großvater, der Bildhauer und Modelleur Carl von Mering, hat schon seine Frau und seinen Sohn vor den Kopf gestoßen. Meine Großmutter und mein Vater waren erschrocken bis entsetzt, als er 1931 der NSDAP beitrat. Ich habe diesen Schritt als von Verzweiflung diktiert aufgefasst: er war seit langem arbeitslos und schrieb das der Politik des Weimarer Staates zu. Aber offenbar hat mein Vater das anders gesehen.
Noch einmal möchte ich versuchen, meinem Großvater und seiner Haltung zum Dritten Reich nachzuspüren, anhand der überlieferten Fotos seiner Werke aus dieser Zeit. Dazu reise ich nach Rodenkirchen, dem kleinen Ort bei Köln am Rhein, wo er gelebt hat. Ich treffe mich mit Mitgliedern des Kleinen Runden Tisches von "Rodenkirchen erinnert sich" und dem Initiator dieser Gruppe Dr. Cornelius Steckner. Ich möchte von meinem Großvater erzählen und von den Rodenkirchnern hören, was sie in ihren Familien zur Kunst im Dritten Reich erinnern. Was wurde in der Schule, in der Kirche, im Ruderverein, im Karnevalsverein, in der Nachbarschaft, am Stammtisch und am Abendbrottisch der Familie dazu gesagt? Was war wichtig? Was galt als schön?
Oder wurde geschwiegen? So wie heute geschwiegen wird?
Ich bin gespannt.