In letzter Zeit habe ich mich hauptsächlich mit den westlichen Vorfahren befasst: den Merings und den Allendorfs. Da gibt es viele Lücken und Fragen. Aber plötzlich kommt eine Mail aus Australien und fragt nach den Lieberts. Ganz überrascht wende ich mich wieder dem Osten zu.
Lieberts aus Kobylin, das sind die Vorfahren meiner Mutter, die Windmüller. Der australische Liebert-Nachkomme aus Kobylin weist mich darauf hin, dass nicht alle Kinder eines Müllers auch Müller werden konnten - so viel Mühlen gab es einfach nicht. Recht hat er. Vor meinem inneren Auge entfaltet sich das evangelische deutschsprachige Kobylin - und seine Lücken und offenen Fragen.
In meiner Liebert-Saga habe ich schon beschrieben, wie unzureichend meine Kenntnisse sind ohne das katholische Kirchenbuch von Kobylin. Natürlich müsste ich eigentlich auch jüdische Bücher lesen. Als ich anfing mit der Familienforschung, suchte ich nur nach direkten Vorfahren. Ich hatte einen engen Familienbegriff. Jetzt haben sich in der Mailingliste von Posen 4 Liebert-Nachkommen aus Kobylin gemeldet. Ich sehe eine weit verstreute Nachkommenschaft, wanderlustig und mit sehr verschiedenen Berufen. Und keiner heißt noch Liebert! Unendliche Linien!
Dass der Verwandte aus Australien meine Schilderung von Kobylin gern gelesen hat, dass er schrieb: "Ihr Bericht ist wie ein Traum aus der Geschichte und hat ein schönes Bild gemalt", bringt mich wieder zur Vernunft. Unmöglich kann ich alle Wünsche an die Kenntnis der Lieberts in Kobylin abdecken. Jeder dieser Abkömmlinge wird etwas anderes mitgenommen haben aus den 100 Jahren Kobylin in Großpolen. Und wird es weitergegeben haben an seine Nachkommen. Aber an dem schönen Bild kann ich noch ein bisschen arbeiten! Auch wenn ich mich wie bisher auf das Leben meiner direkten Vorfahren beschränke - je genauer ich bin, desto mehr können die andern Forscher sich abgrenzen.
Nun hoffe ich auf die Freunde des Kreises Krotoschin. Sie haben das katholische Kirchenbuch von Kobylin abgeschrieben. Ich bin sehr gespannt. ob es meine Daten ergänzt. Und ob ich meinem freundlichen Leser dann seine Fragen beantworten kann.