Man merkt, dass es Winter wird. Die Familienforscher sind an ihre Computer zurückgekehrt, sie sichten die eigenen Ergebnisse und sie durchforsten fremde Web-Seiten. Ich bekomme Briefe von Menschen, die auf der Seite von-mering einen Vorfahren entdeckt haben und gerne mehr über ihn wüssten. Ich bekomme auch Ergebnisse von Funden zugeschickt, die mich interessieren könnten. Daran merke ich, dass die Abende länger werden.

Kann ein Ort sich erinnern? Rodenkirchen, ein Stadtteil von Köln, hat mit dem Untergang des Kölner Historischen Archivs auch seine historischen Akten verloren. Unter Leitung von Herrn Dr. Cornelius Steckner sammeln nun Bürger von Rodenkirchen ihre Erinnerungen und Erinnerungsstücke: alte Fotos, Urkunden, Briefe, Vereinsnachrichten, Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften. Sie sammeln und versuchen, das Gesammelte zur Geschichte ihres Ortes zu verknüpfen. Es ist ein gewaltiges Puzzle. Und man staunt, was noch alles da ist, was alles man findet.

Bei dieser Suche ist auch unsere Homepage www.von-mering.de gefunden worden. Dass mein Großvater Carl von Mering 1911 in der Bismarckstraße in Rodenkirchen ein Haus mit Atelier baute, hatte ich irgendwo vermerkt. Viel mehr glaubte ich bezüglich Rodenkirchens gar nicht zu wissen. Aber man wundert sich, was man alles weiß, wenn man geschickt gefragt wird!

Schließlich hat mein Großvater von 1911 bis 1944 in Rodenkirchen gelebt und gearbeitet, ist vom 8.1.1935 an Beigeordneter der Gemeinde Rondorf gewesen und hat öfter den Bürgermeister vertreten. Schließlich ist mein Vater in Rodenkirchen zur Schule gegangen, hat von Rodenkirchen aus das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Köln besucht, hat in Rodenkirchen wohnend seine letzten 4 Semester in Bonn Theologie studiert. Er hat Briefe an seine Verlobte geschrieben und von Rodenkirchen dies und das erzählt…

Nun suche ich mit, von Schleswig-Holstein aus. Und erlebe wieder einmal, wie Familiengeschichte zur Regionalgeschichte wird.

Trauer! Das Historische Archiv Köln ist im Boden versunken. Wie oft ich dort geforscht habe, kann ich jetzt gar nicht sagen, ich müsste zuerst meine Tagebücher durchwühlen. Aber auf jeden Fall wollte ich bald einmal wieder hin! Das scheint nun unmöglich.

Für die Geschichte der von Merings ist die Geschichte von Köln bestimmend, seit 1553 Hynrich Merinck dort Bürger wurde. Sein Testament von 1579 hatte ich, über den Tisch gebückt, vor Jahren auf großformatigem Pergament im Kölner Archiv entziffert. Nun hatte ich kürzlich im Archiv der Evangelischen Kirche des Rheinlandes in Düsseldorf gefunden, dass der Enkel von Hynrich, der wieder unser Vorfahr ist, sich 1623 in einer Urkunde "Kaufmann und Bürger in Köln" nannte. Mit dieser Kenntnis wollte ich nach Köln reisen, um in den Schreinsbüchern nach ihm zu suchen.

Ach, wäre ich eher gereist! Dass es nun für immer zu spät sein soll, ist ein gar zu schlimmer Gedanke. Trauer!

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