Dies ist ein Originaltext von Meta Spohn, geb. Liebert, (geb. 23.05.1884 in Guhrau/Schlesien, gest. 09.02.1942 in Friedland/Schlesien, Halbschwester unseres Großvaters Paul Liebert aus der zweiten Ehe seines Vaters Otto Liebert)
Die Vorfahren der Urgroßeltern Nitsche und Cytowski sind mit dem Theologen Comenius 1628 aus Böhmen nach Lissa in Posen eingewandert. - Die Mutter unserer Lissaer Großmutter Liebert war eine Nitsche, etwa 1790 geboren. Als Waise wurde sie bei einem Apotheker erzogen und heiratete 1812 einen Bäcker Cytowski. Der Trauring bestand aus einem breiten Goldreif mit einem Lebensbaum darauf, den ihre Urenkelin Clara erbte, nun im Besitz deren Sohnes Erich Walsen, Berlin. - Aus dieser Ehe Cytowski waren 5 Kinder, 2 Jungens und 3 Mädels, wovon die Großmama Liebert die Älteste war. Die 2. Schwester war an den Brauereibesitzer Anders verheiratet, die dritte an den Müllermeister Grade. Die Söhne Adolph und Berthold waren beide Bäckermeister. Einer übernahm die väterliche Bäckerei.
Die Großmutter hieß Charlotte Justine Cytowski, Tochter des reformierten Johann Samuel Cytowski, heiratete den Junggesellen und Bäcker Daniel Benjamin Liebert, jüngsten Sohn des Karl Christian Liebert, Mühlenmeister aus Kobylin. Aus dieser Ehe stammen die vier Söhne: Otto, Louis, Paul, Karl und eine Tochter Alwine, die 1838 geboren war. 1863 heiratete sie den Landmesser Karl Kresser und starb nach 5jähriger Ehe bei der Geburt ihres 3. Kindes, ihrer Tochter Klara, 1868. Das älteste Kind war die Tochter Grete, die den Baumeister Kaulbach in Tremessen in Posen heiratete. Ein Sohn starb als kleines Kind. Der Sohn Otto heiratete 1868 Emma Saur, Tochter des Müllermeisters Sauer aus Guhrau. Louis starb jung an Lungenkrankheit, nach seiner Militärzeit, mit 28 Jahren.
Da der Vater Daniel Benjamin Liebert als Revolutionär 1848 in Deutschland sich nicht mehr sicher und wohl fühlte, verließ er heimlich, mit Zurücklassung von Schulden, seine Familie und ließ auch in Zukunft nicht mehr viel von sich hören. Seine Frau stand nun mittellos mit den fünf Kindern da und niemand half ihr. Nur ein Jude brachte ihr einen Sack Mehl und in der Schürze bares Geld und gab ihr somit die Möglichkeit, sich eine Existenz aufzubauen. Sie fing an zu backen und verstand es, sich wieder ein Vermögen zu erwerben. Ihre vier Jungen erzog sie streng und gut und da die Reformierten freie Schule hatten, besuchten alle Viere das Gymnasium. Drei wurden Kaufleute. Karl ging auf Wunsch des Vaters nach Amerika, Otto und die anderen lernten in Marienwerder in Westpreußen die Eisenbranche. Otto war, ehe er heiratete, in Breslau in Stellung und machte sich selbständig in Guhrau Bez. Breslau, Geschäft am Markt, Ecke Oberwallgartenstraße. Sein Onkel Adolf Cytowski, der drei Töchter hatte, lieh ihm dazu das Geld und hoffte dabei, daß er eine der Töchter heiraten würde. Er lernte aber in Guhrau die Tochter des Müllermeisters Sauer kennen, die nicht bloß vermögend (30.000 M) , sondern auch sehr tüchtig im Geschäft war. Er heiratete sie 1869; während er im Kriege 70/71 war, versorgte sie auch das ihm gehörende Kohlengeschäft und legte damit den Grund zu dem recht ansehnlichen Vermögen, was er bei seinem Tode hinterließ. Aus dieser Ehe waren sechs Kinder; der Älteste Paul, der Zweite, Georg, dieser starb mit 8 Jahren durch Unfall, Elisabeth, Hugo, dann kam noch ein Mädchen, das klein starb, und sie selbst starb jung bei der Geburt des Jüngsten im Nerven-Sanatorium, in dem sie ein halbes Jahr sich aufhielt.
Karl Benjamin blieb unverheiratet und starb in Amerika. Er ist auch nur etwa 40 Jahre alt geworden, und ging auf Wunsch des Vaters nach den Vereinigten Staaten. Sie lebten aber jeder für sich. Von der Erbschaft, sowohl des Vaters als des Onkels, kam nicht viel herüber. Die beiden verwaisten Enkelinnen Klara und Grete Kresser erbten jede 3000 M von Onkel Karl. Er soll durch einen Kompagnon viel Geld verloren haben. Die goldene Uhr von ihm hatte sein Bruder Otto erhalten, jetzt im Besitz von Paul Liebert, dem ältesten Otto’s.
Otto heiratete am 20. 8. 1883 ein zweites Mal, Juliane Ottilie Sonntag aus Patschkau, jüngste Tochter des Justizsekretärs und Gutsbesitzers Sonntag und seiner Frau Emma, geb. Reisewitz, dortselbst. Otto’s Bruder Paul war als Kaufmann erst in Genthin in Posen und heiratete die jüngere Schwägerin Klara Sauer; übernahm pachtweise eine Zeitlang das Geschäft von Otto, da dieser nach dem Tode der Frau sich ganz davon zurückgezogen hatte. Paul ging später nach Freystadt und von da nach Rawitsch mit seiner Familie, wo er bis nach dem Kriege ein Geschäft hatte. Zuletzt kaufte er sich in Warmbrunn ein Eisengeschäft, welches nach seinem Tode sein jüngerer Sohn Walter weiterführte. Dieser starb auch mit etwa 40 Jahren an einer Magenoperation. Der zweite sohn von Paul Liebert, Max, war Maler geworden, und hatte sich schon mit jungen Jahren in Düsseldorf am Rhein als Illustrator einen Namen gemacht. Er fiel im Kriege und hinterließ 2 Kinder. Der älteste Sohn Kurt hatte eine Dachpappenfabrik in Rawitsch in Posen und ganz vermögend geheiratet; lebt in Berlin. Die einzige Tochter von Paul, Grete, heiratete einen Ingenieur aus Wiesbaden.