Der Dreißigjährige Krieg in Dippoldiswalde
Die Liebscher-Saga ist die Geschichte des Akademiker-Stamms unter meinen Vorfahren – oder bescheidener ausgedrückt: des Lehrer – und Pfarrerstamms. Doch gibt es unter den Verwandten dieser Lehrer und Pfarrer auch Ärzte und Verwaltungsjuristen. Damit hebt sich die Familie Liebscher von sechs der andern Urgroßeltern-Stämme ab: von den Windmüllern Liebert und Saur, von den Kaufleuten und Angestellten Eberhardt und Ehlert und von den Handwerkerstämmen Allendorf und Behn. Ein Arzt kommt bei den Behns im 19. Jahrhundert vor. Die von Merings weisen in unserer Vorfahrenlinie vor unserem Vater nur drei Universitätsabsolventen auf.
Zuerst veröffentlicht in: EKKEHARD, Familien- und regionalgeschichtl. Forschungen, Hallische Familienforscher "EKKEHARD" e.V., Neue Folge 8 (2001) Heft 1, S. 1ff
Anna Bender, verw. Hornschuh, geb. Francke, get. 28. 8. 1600, gest. ca 1649.
"Du bist eine Städterin," hat in Izmir einst der Architekt Ziya Bilgin zu mir gesagt. Leider weiß ich nicht mehr, aus welchem Anlaß. Weil ich eine Mietwohnung dem Häuschen im Grünen vorzog? Weil ich eine gewisse Freiheit von sozialem Zwang brauche? Weil unberührte Natur mir eher Angst macht, als daß sie mich begeistert? Weil Anonymität für mich kein Schreckgespenst ist? Ich weiß es nicht mehr. Und ich weiß auch nicht, ob es stimmt. Ich habe mich in Hamburg, in Wien, in Izmir und Istanbul sehr wohlgefühlt. Aber habe ich nicht auch das Dorf meiner Kindheit, Varenesch, in guter Erinnerung? Und lebe jetzt gerne in Ammersbek?
Zuerst veröffentlicht in: EKKEHARD, Familien- und regionalgeschichtl. Forschungen, Hallische Familienforscher "EKKEHARD" e.V., Neue Folge 7 (2000) Heft 2, S. 52ff
Friedrich Leberecht Schmidt, geb. 25. 8. 1695, gest. 31. 10. 1769, Stadtschreiber
Dieser Titel! Der hat mich gleich fasziniert, als ich ihn das erstemal in dem Nekrolog für Pastor Andreas Valentin Leberecht Schmidt in Polleben las: "Sein Vater war der damalige Stadtschreiber in der Altstadt Eisleben, nahmens Friedrich Leberecht Schmidt." Stadtschreiber! Ich wußte, daß manche Städte ein Stipendium für Schriftsteller unter diesem Namen vergeben. Und war nicht Gottfried Keller Stadtschreiber in Zürich gewesen? Dazu Eisleben! Martin Luthers Geburts- und sein Sterbehaus steht dort. Und Altstadt, das klingt vielversprechend historisch.
Meine Brüder und ich, wir konnten unseren Vater nicht begraben. Er starb als Soldat bei der Schlacht um Dorpat (heute Tartu/Estland) am 21. August 1944. Sein Leichnam wurde nicht geborgen.
Unseres Vaters Vorfahr, Burgkhard Kuntzsch, starb in seinem eigenen Bett am 8. April 1667, am Ostermontag früh um drei Uhr in der Lutherstadt Eisleben. Seine Söhne und Töchter wohnten vier Tage später, am 12. April, seiner Beerdigung auf dem Stadtgottesacker von Eisleben bei.
Die Predigt, die bei diesem barocken Begräbnis gehalten wurde, ist überliefert, erstens, weil sie gedruckt worden ist, und zweitens, weil die Grafen von Stollberg Leichenpredigten sammelten und in ihrer Bibliothek aufbewahrten. Ein wunderliches Hobby – fast so wunderlich wie die Genealogie! Aber dank dieser gräflichen Sammelleidenschaft blicken wir vaterlosen Kinder auf die feierliche Beerdigung eines Vaters, die eine Generation unserer Familie vor 336 Jahren begangen hat. Unsere verschollene Trauerarbeit wird beim Lesen dieser Schriften sanft aufgehoben.