Vermutungen über Pierre Henry - Daultanne im Dienst der Bourbonen

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Daultanne im Dienst der Bourbonen

Ebenso wie die anderen Generäle wird Daultanne anstandslos vom Regime der Bourbonen über­nommen, als Napoleon 1814 abdankt, ja, er wird Generalinspekteur der Infanterie und zum Marquis erhoben. Er erhält den Orden St. Louis. Im April 1815 ist Daultanne Chef des General­stabes unter dem Herzog von Angoulème, der den Oberbefehl über die royalisti­schen Trup­pen gegen den von Elba zurückgekehrten Napoleon hat. Der Herzog muß als Bourbone die Verteidigung des Königs übernehmen. Aber er ist kein Heerführer, schreibt M. Capéfique[26]. Deswegen wohl hat man ihm den erfahrenen Soldaten Daultanne beigege­ben. Und Pierre Henry ist auf diese Weise auch wieder im Dienst? Wahrscheinlich.

Soult, der Marschall aus dem Spanischen Krieg, ist königlicher Kriegsminister in Paris. Vielleicht hat er Daultanne diesen Posten vermittelt. Die "Spanier" könnten für den Charme  Napoleons weniger empfänglich sein als andere Offiziere. Sie fühlten sich von ihm im Stich gelassen, zu lange haben sie allein auf recht verlorenem Posten gekämpft, mußten die je­weils besten Truppen 1812 für den Rußlandfeldzug und 1813 für die Völkerschlacht bei Leipzig abgeben.

Daultanne jedenfalls läuft nicht zu seinem alten Feld­herrn und Kaiser über, als ganze Regi­menter aus den royalistischen Truppen zu Napoleon übergehen, wobei er vielleicht an Mo­reau denkt, seinen alten Chef, der bei Dresden gegen Napoleon gekämpft hat und, schwer verwundet, inzwischen verstorben ist. Der Herzog von An­goulème erwähnt Daultanne zweimal in Briefen. Das eine Mal zu Anfang der 100 Tage in einem Brief an seine Frau vom 30. 3. 1815[27]: "Ich bin sehr zufrieden mit Daultanne; er verrichtet sein Geschäft sehr gut, ist immer lustig und verträgt sich gut mit Maix, der jetzt mein guter Kopf ist ..."  Das zweite Mal erwähnt er ihn in dem Bericht über seine Kapitulation vor Na­poleons General Gilly. Dieser Bericht ist in Cadiz verfaßt, Mitte April 1815[28]. Der Herzog schildert dem König in Gent und seinen Ministern aus dem Exil das Scheitern seiner Mis­sion. Er erklärt, daß er das Restheer, das ihm nach den Schlachten und den Überläufen noch blieb, nicht im Stich gelas­sen habe. ".... ich sendete den General d'Aultanne, Chef mei­nes Generalstabes, zu dem Ge­neral Gilly nach Pont-Saint-Esprit, um mit demselben eine Über­einkunft abzuschließen, wo­durch mir mit meinem Korps der Durchzug über Pont-Saint-Esprit und der Rückzug an die Durance gesichert würde. Am 8. ten setzte ich mich wieder in Marsch." Darauf fallen ein Drittel des 10. Linienregiments und die Artillerie von ihm ab. Der Herzog fährt wörtlich fort: "General d'Aultanne traf in Pont-Saint-Esprit den Obersten Saint-Laurent vom 10. Jä­gerregiment, mit welchem er übereinkam, daß ich, vom 10. Linien­regiment geleitet, meinen Rückzug nach Marseille nehmen sollte. Allein General Gilly ver­weigerte die Bestätigung des Vertrags. Diese Nachricht erhielt ich zu Pierrelette, und da man General d'Aultanne als Ge­fangenen zurückbehielt, so schickte ich den Baron von Da­mas, Unterchef meines General­stabes, an den General Gilly ab ..." Der Herzog von An­goulème gerät dann selbst noch 6 Tage in Gefangenschaft, weil Napoleon die Kronjuwe­len erpressen will. Ob der Herzog den General Daultanne dabei wiedersah? Wahrscheinlich nicht. Man wird die hochrangigen Ge­fangenen wohl getrennt verwahrt haben. Damas ver­handelt mit dem General Grouchy. Der Herzog und Damas reisen nach Spanien aus. Was aus Daultanne wird, schreibt Angoulème nicht. Nach dem französischen Lexikon Militaire, dessen Namen mir mein Gewährsmann Eric Dau­bard verschwieg, wurde d'Aultanne am 10. April 1815 nach Paris gerufen. Dort erwartete ihn Napoleon. Was haben die beiden Männer miteinander geredet? Hat Napoleon dem alten General geschmeichelt, ihm ein Angebot gemacht? Hat er ihn beschimpft? Das Ergebnis je­denfalls steht fest: D'Aultanne wurde abgesetzt, aus den Listen der Armee gestri­chen und unter Bewachung nach Grenoble gesandt. Und Pierre Henry? Wenn er 1818 "Hommes de Confiance" des Generals genannt wird, muß er d'Aultanne in dieser schwieri­gen Lage ei­gentlich begleitet haben! Dann, so kann ich folgern, war mein Vorfahr nicht in Waterloo.

 

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