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Lebensdaten
Im Januar 1717, als Tilman Theodor Mering sein Testament verfasst, müsste Friderich Mering etwa dreißig Jahre alt sein. Denn bei seiner Immatrikulation an der Kölner Universität 1702[6] zählte er vermutlich fünfzehn oder sechzehn Jahre. Im Herbst 1713 hat Friderich zum ersten Mal geheiratet, Maria Eleonore Radenhauber[7]. Eine Tochter, Maria Theresia, hat er aus dieser Ehe, 1714 geboren[8], die später ins Kloster St. Mauritius eintritt[9]. Wenn er in seinem Totenzettel „Zeitlebens gewesener Kaiserl. Königl. Hauptmann beym löblichen Ogilvischen Regiment zu Fuß“ tituliert wird, legt das nahe, dass er bald nach den Studienjahren als Soldat ins kaiserlich-königliche Heer eingetreten ist. Sicher hat er nicht als Hauptmann angefangen, sondern als Fähnrich. Das „löbliche Ogilvische Regiment zu Fuß“ ist das sogenannte Deutsche Infanterie-Regiment[10], eines der Infanterie-Regimenter der Donaumonarchie. „1702 bis 1706 stand dasselbe bei der Armee am Oberrhein“ – „1707 das ganze Regiment in Ungarn (Siebenbürgen)“. Der Obrist O’Gilvy (später Graf O’Gilvy) ist von 1720 – 1733 der Inhaber, zeitweilig auch der Kommandant dieses Regiments[11].Von Oktober 1716 bis März 1717 liegt die kaiserliche Hauptarmee, und mit ihr das Deutsche Infanterie-Regiment[12], in den Winterquartieren in Ungarn[13]. Friderich könnte inzwischen Leutnant oder Oberleutnant sein. Vielleicht hat er die Winterpause genutzt, um seine Frau und seine Brüder in Köln zu besuchen. Vielleicht hat er da über seine Schulden geklagt. Er ist ein barocker Offizier in weißem Rock mit gelben Ärmelaufschlägen, er trägt einen großen Hut mit Federn darauf, er hat unbändige Lust auf Kampf, Trunk und Würfelspiel. Der Sold reicht nicht aus, ganz zu schweigen davon, dass der Kaiser ihn seiner Armee oft monatelang schuldig bleibt. Gegen einen Reichsthaler wöchentlich wird er nichts einzuwenden haben. Aber ehrlos fühlt er sich nicht. Er hat im letzten Sommer unter Prinz Eugen von Savoyen an der Schlacht von Peterwardein teilgenommen! Der zarte Theodor ist einfach zu ängstlich und zu streng. Zeitig im kommenden Frühjahr wird das Regiment, unter General Freiherr von Löffelholtz, nach Serbien rücken, im Juni wird es die wichtige Schiffsbrücke über die Donau schützen, die es der Hauptarmee von 100 000 Mann erlaubt, Belgrad aus nächster Nähe zu belagern, und am 20. August wird das Deutsche Infanterie-Regiment seinen Teil dazu beitragen, dass Prinz Eugen die Stadt von den Türken befreit. Wenn Friderich Mering seinen Einsatz nicht versäumt hat, ist er Teilnehmer der berühmten Überraschungsschlacht gewesen, die in dem Lied fortlebt: „Prinz Eugen, der edle Ritter, wollt dem Kaiser wiederum kriegen Stadt und Festung Belgarad“[14]. Nach diesem Sieg gab es viele Beförderungen in der kaiserlichen Armee. Friderich könnte, wenn er sich gut gehalten hat, zum Hauptmann ernannt worden sein. Wann er vom Tod des Bruders und seinem Testament erfährt und wie sehr er ihn betrauert, können wir nicht einmal ahnen, denn „1718 kam das Regiment nach Sicilien, focht 1719 bei Francavilla, später vor Messina und rückte dann nach Westsicilien“[15].